Für Hongkonger Besucher der auf Fleisch spezialisierten Restaurantmarke The Butchers Club gibt es jetzt eine fleischlose Alternative.
Hatte deren Gründer, Jonathan Glover, bisher ein florierendes Geschäft rund um Burger aus Premium-Fleisch aufgebaut, bietet die im Guide Michelin gelistete Marke nun Dry-Aged Beef und Bacon Cheeseburger als vegane Variante. Möglich macht dies ein Bratling aus Pflanzeneiweiß, der in einem Food-Tech-Labor im Silicon Valley entwickelt und vor kurzem in Hongkong vorgestellt wurde. Sieben Jahre brauchte das in Kalifornien ansässige Pflanzenproteinforschungs- und Entwicklungsunternehmen Beyond Meat, um den Beyond Burger herzustellen. “Ein Meisterwerk”, so Glover. “Der Bratling sieht genauso aus wie Premium-Rinderhackfleisch und schmeckt auch so.” Zudem habe er sogar einen höheren Proteingehalt als typisches Rinderhackfleisch. Und so erhalten seine Burger liebenden Gäste den gewohnten Geschmack, minimieren aber die Umweltfolgen.
Mit dem Beyond Burger auf der Speisekarte greift The Butchers Club den globalen Trend hin zu weniger Fleischkonsum auf. Während fleischlose Gerichte traditionell Vegetarier ansprechen sollen, werde der Beyond Classic Burger speziell unter Fleischliebhabern vermarktet, so Glover. “Für diejenigen, die rotes Fleisch essen oder mehrmals in der Woche auf Nachhaltigkeit beim Essen achten, ist es die perfekte Wahl. Historisch bedingt, erscheinen Fleischersatzprodukte zunächst unattraktiv, aber dies ist bei unserem Beyond Classic Burger nicht der Fall – der Bratling brutzelt, riecht und schmeckt wie Fleisch. Selbst die größten Fleischliebhaber waren erstaunt und beeindruckt.”
Der Beyond Burger kann auch zu Hause zubereitet werden, er ist der neueste Zugang des Beyond-Meat-Sortiments, erhältlich bei Green Common, einem pflanzlichen, grünen Konzeptshop des lokalen Umweltschützers David Yeung. Yeung hat auch Green Monday gegründet, ein innovatives Social-Venture zur Reduktion des Fleischkonsums, das in Hongkong startete und mittlerweile zu einer weltweiten Plattform wurde.
“Bezüglich des Fleischkonsums rangiert Hongkong beim Pro-Kopf-Verbrauch weltweit unter den Spitzenreitern”, sagt er. “Die Einführung des Beyond Burger und all der anderen Beyond-Meat-Produkte wird die Verbraucher nicht nur mit seinem gutem Geschmack und Ernährungsprofil positiv überraschen. Aus meiner Sicht wird es auch den offiziellen Beginn einer Ernährungs-, Gesundheits- und Nachhaltigkeitsrevolution in Asien sein. Ich würde den Beyond Burger nicht mit anderen Pflanzen- oder Fleisch-Burgern vergleichen, sondern mit dem iPhone oder Tesla, denn er bedeutet eine wirkliche Wende.”
Für den Entwickler des Burgers, Beyond Meat, ist Hongkong eine Weltpremiere. “Wir hatten uns ganz bewusst dagegen entschieden den Beyond Burger international anzubieten, da wir uns in diesem frühen Stadium des Vertriebs auf die Vereinigten Staaten konzentrieren wollen”, sagt Ethan Brown, CEO von Beyond Meat. “Doch angesichts der jüngsten Kapazitätserweiterungen, der einmaligen Chance, die sich uns in Hongkong bietet, und unserer langjährigen Beziehung zu David Yeung freuen wir uns sehr über diese Partnerschaft.”
Zu sehen, wie der Beyond Burger von den Konsumenten in den USA angenommen wurde, war ermutigend, fügt er hinzu. “Wir hoffen mit diesem ersten Schritt nach Asien, ein größeres Bewusstsein für das veränderte Proteinparadigma in diesen lebenswichtigen Wirtschaftszweig zu bringen.”
Bevor Hongkong im Jahr 2016 von Uruguay und Argentinien im World Beef Consumption Ranking abgelöst wurde, hatte die Metropole den höchsten Pro-Kopf-Rindfleischverbrauch einer Stadt. Hongkongs Absinken innerhalb der Rangliste deutet darauf hin, dass sich diese Gewohnheiten verändern – ein Trend, der von David Yeung bestätigt wird. Nach der Gründung von Green Monday 2012 böten sich aus seiner Sicht den Menschen mehr und mehr Möglichkeiten, um sich umweltbewusster und gesünder zu ernähren.
“Wir konnten beobachten, dass die Anzahl der sogenannten Flexitarians von fünf Prozent vor der Gründung von Green Monday auf 22 Prozent angestiegen ist, was mit Blick auf Hongkong sehr ermutigend ist,” betont Yeung. “Wir haben viel Arbeit investiert, um aufzuzeigen, warum es wichtig ist, nachhaltig zu leben und das Bewusstsein gewinnt immer mehr an Zugkraft. Jetzt ist die beste Zeit für Lösungen, wie die Menschen umweltbewusster werden können.”
Die Anzahl der vegetarischen und veganen Restaurants in der Metropole wächst ebenfalls. Laut Stevie Go, Organisator der Meat Free Hong Kong Gruppe, hat sich die Zahl der veganen Restaurants in den letzten Jahren sogar verdoppelt. Meat Free Hong Kong wurde vor fast acht Jahren von Shara Ng, einer Aktivistin der lokalen Vegan-Szene, gegründet. Go, ein pensionierter IT-Service-Manager aus Schottland, übernahm vor drei Jahren die Leitung der Gruppe.
Die Gruppe hat rund 4.700 Mitglieder, die fast jede Woche zu gemeinsamen Abendessen in vegetarischen Restaurants in der ganzen Stadt einladen. In der Regel wird vorab ein Menü arrangiert, oft zu einem ermäßigten Preis, da ruhigere Zeiten genutzt werden.
Alle Speisen, die bei diesen gemeinsamen Ausflügen serviert werden, sind 100 Prozent vegan. “Unsere Gruppe ist vielfältig”, sagt Go. “Wir haben Omnivoren, Lacto-Vegetarier, Veganer und Pescetarier unter uns, niemand soll ausgeschlossen werden.” Meist nehmen etwa 30 Mitglieder an jedem der Dinner teil, die Essen finden abwechselnd bei den 15 Gastronomie-Partnern der Gruppe statt und werden über die Online-Plattform Meetup Hong Kong veröffentlicht.
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