„Quetschmünzen codieren Geld in Erinnerung um“

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Ein Soziologie analysiert den Boom der Elongated Coins

Inzwischen kann man sie überall entdecken. An Wallfahrtsorten und in Freizeitparks. Vor Sehenswürdigkeiten und vor Junkfood-Filialen. Automaten in denen man Cent Stücke zu kleinen ovalen Medaillen umprägen kann. Warum macht man das? Vernünftig ist es jedenfalls nicht. Das aber fand der Freiburger Soziologe Dr. Sacha Szabo (http://www.sacha-szabo.de/) vom Institut für Theoriekultur (http://institut-theoriekultur.de/) gerade spannend. Wir sprachen mit Ihm.

Was kann man über Quetschmünzen sagen?
Sacha Szabo: Bei diesen Geräten wirft man zwei Geldmünzen ein und eine Vorrichtung prägt auf der einen Münze ein neues Motiv ein. Deshalb spricht man auch von Quetschmünzen, oder in den USA von Elongated Coins.

Seit wann gibt es diesen Trend?
Sacha Szabo: Auch wenn es den Eindruck hat dass diese Automaten ein neuer Trend sind, so stammen die ersten Exemplare schon vom Anfang des zwanzigsten Jahrhundert. Erfunden wurden diese Maschinen in den USA.

Was ist das besondere dieser Maschinen?
Sacha Szabo: Es gibt mehrere Aspekte. Zum einen sind es Souvenirs, da ja viele der Motive in direktem Bezug zur jeweiligen Umgebung des Automaten stehen. Besonders an diesem Souvenir ist nun, dass es der Kunde selbst herstellt. Er prägt seine eigene Münze, damit wird sie auch zu seiner eigenen. Es ist so als ob man ein Erinnerungsstück, wie etwa von der Berliner Mauer, mitnimmt. Dies ist im Übrigen eine alte Vorgehensweise. Auch nach dem Sturm der Bastille wurden von dieser Erinnerungsstücke verkauft.

Was interessiert den Soziologen an diesen Geräten?
Sacha Szabo: Für mich ist das spannende, dass Geld umcodiert wird. In letzter Konsequenz gedacht bezahlt man ja Geld dafür, dass man Geld entwertet. Abgesehen davon, dass es in manchen Ländern sogar verboten ist Geld zu vernichten und dann dieser Handlung etwas Widerständiges innewohnt, bekommt solch eine Umprägung einen neuen ideellen Wert und der scheint höher zu sein als das Geld, das man in den Automaten steckt.

Diese Münzen werden auch gesammelt.
Sacha Szabo: Ja, sie wurden von Beginn an gesammelt. Es gibt besondere Sammleralben mit luftdichten Fächern, damit die Münzen nicht oxidieren. Auch werden diese Münzen gerne getauscht und natürlich wird damit auch online gehandelt.

Kann man sagen wie viele Münzen es gibt?
Sacha Szabo: Das ist leider unmöglich zu sagen, aber das macht ja das Sammelgebiet so spannend. Denn einerseits gibt es Sammlungsgebiete die auf Vollständigkeit angelegt sind, dann gibt es aber auch Sammlungsgebiete die unmöglich komplettierbar sind. Dort ergeben sich dann neue Sammlungsstrukturen. Diese finde ich sehr spannend.

Welche sind das?
Sacha Szabo: Nun man kann Coins aus bestimmten Ländern sammeln. Man kann bestimmte Motive, etwa Freizeitparks sammeln. Man kann historisches Sammeln. Es ist eine subjektive Setzung welche Art von Ordnung man installiert und darum geht es letztlich. Eine Sammlung ist immer eine Ordnung, die in eine potentiell unüberblickbare Wirklichkeit hineingelegt wird und so eine Struktur schafft.

Sammeln Sie auch?
Sacha Szabo: Natürlich. Ich habe große Freude am Prägevorgang. Aber ich sammle nur Münzen von Orten an denen ich auch gewesen bin. Auch wenn ich schon an einigen Orten war, waren dort leider noch keine Automaten. Daher ist meine Sammlung wirklich überschaubar.

Das Institut für Theoriekultur ist einer von Deutschlands führenden Theoriedienstleistern.

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Author: pr-gateway

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