Die private Krankenversicherung kämpft mit einem Schwund an Mitgliedern. So jedenfalls hat es den Anschein, wenn man sich die Entwicklung ansieht. Was aber ist der Grund dafür, dass immer weniger Menschen privat versichert sind? Die Kritiker beschwören schon das Ende der Privatversicherung, doch wenn man sich die Zahlen genauer ansieht, fällt ein anderer Trend auf. Der Rückgang der Versichertenzahlen ist vor allem durch die aktuell sehr stabile wirtschaftliche Situation in Deutschland bedingt und hat weniger mit einem schlechten Service der Versicherer zu tun. Dennoch sind die Gesellschaften und auch der PKV-Verband gehalten, Lösungen zu finden, um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken. Sie könnten darin bestehen, sich verstärkt auf die Krankenzusatzversicherung zu konzentrieren.
Die Konjunktur als unbeeinflussbare Größe
Ein wichtiges Kriterium für die Entwicklung der Mitgliederzahlen ist die wirtschaftliche Situation. In den Jahren 2008 und 2009 hatte die private Krankenversicherung so viele Vollversicherte wie niemals zuvor. Das lag an der damaligen konjunkturellen Lage. Viele Unternehmen kämpften mit den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise mit dem Ergebnis, dass sie Arbeitnehmer entlassen musste. Der eine oder andere sah keine andere Möglichkeit mehr als den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Damit hatte man die freie Wahl zwischen der PKV und der GKV. Für viele Selbständige ist die private Krankenversicherung die günstigere Wahl. In der Folge wechselten die meisten Freiberufler und Gewerbetreibende in die private Krankenversicherung, die in dieser Phase einen enormen Anstieg an Mitgliedern zu verzeichnen hatte. Heute sind weitaus mehr Arbeitnehmer in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis tätig als vor knapp zehn Jahren. Wenn ein Selbständiger in ein Arbeitnehmerverhältnis wechselt und ein Entgelt unterhalb der Versicherungspflichtgrenze bezieht, muss er aus der PKV in die GKV wechseln. So erklärt sich die sinkende Mitgliederzahl in der PKV zu weiten Teilen aus der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Auf die Konjunktur hat die PKV allerdings keinerlei Einfluss, deshalb muss sie letztlich mit den Auswirkungen leben.
Anhebung der Versicherungspflichtgrenze durch Politik
Ein weiterer Einflussfaktor ist die kontinuierliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze (https://www.private-krankenversicherungen.net/beitragsbemessungsgrenze/). Sofern sich die Löhne und Gehälter stetig erhöhen, wie es in einer stabilen Konjunktur regelmäßig der Fall ist, kommt es auch zu einer Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze. Allein im Jahr 2017 ist sie um 1.350 Euro im Jahr auf nun 57.600 Euro oder 4.800 Euro im Monat gestiegen. Mit der Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze haben aber weniger Arbeitnehmer Zugang zur privaten Krankenversicherung. Da die Beitragsbemessungsgrenze aus der Politik heraus vorgegeben wird, steuert sie auch die Mitgliederzahlen in der privaten Krankenversicherung. Auch dieser Einfluss ist für die Versicherer und für den PKV-Verband weitgehend nicht zu beeinflussen.
So steuern die Versicherer dagegen
Für die Versicherer heißt das, dass man sich neue Strategien einfallen lassen muss, um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken und um weiter am Markt zu bestehen. Ein sehr erprobtes Mittel dazu ist das Angebot von Krankenzusatzversicherungen. Sie macht im Portfolio vieler Versicherer heute eine feste Größe aus. Einige Anbieter haben sich sogar ausschließlich auf die Zusatzversicherung spezialisiert und halten überhaupt keine Vollversicherungstarife mehr vor. Von einem Ende der privaten Krankenversicherung kann angesichts dieser Entwicklung also kaum die Rede sein.