Viele Menschen erleben im mittleren Alter eine Lebenskrise, die sogenannte “Mid-Life-Crisis”. Sie ist begleitet von Sinnsuche, Depression, Burnout und stellt die Betroffenen vor die existentielle Frage: “Wie soll es in meinem Leben weiter gehen, was habe ich noch zu erwarten – oder war”s das?”
Die Geschwindigkeit des Lebens hat rapide zugenommen und es ist zunehmend schwierig, das Erlebte zu verarbeiten, die Wahrnehmungen wirklich an sich heran und tiefe Gefühle zuzulassen. Tatsächlich stumpft der Mensch in diesem Geschwindigkeitsrausch ab und verliert seine Sensibilität für die Umwelt und seine Beziehungen.
Erfahrungsgemäß müssen die meisten Menschen auch erst an diesen Punkt in ihrem Leben kommen, einen gewissen Leidensdruck erfahren, bevor sie sich anderen Aspekten des Lebens zuwenden. Abseits von Karriere, Erfolg und Reichtum gibt es noch viel zu er-leben und zu er-spüren. Die Lebenslust geht häufig zugunsten der Wichtigkeit materieller Dinge verloren. Doch wer sich eine ursprüngliche, kindliche Neugier, den Mut zu Veränderung und die Sensibilität und Achtsamkeit in Begegnung erhält, ist nicht nur für spirituelle Erweiterung offen, sondern auch für die materielle Fülle des Lebens.
Die vier Säulen tantrischer Bewusstheit
“Tantra” wird oft mit “Kamasutra” und “Praxis sexueller Stellungen” gleichgesetzt. Da Sexualität auch heute noch stark tabuisiert ist – kein Wunder, denn die größten Verletzungen der menschlichen Psyche stehen meist in sexuellem Kontext – ist der Zugang zu dem großen Schatz tantrischer Weisheit durch alte Glaubenssätzen, kulturellen, sozialen und moralischen Vorstellungen versperrt. Dabei lehrt das Kamasutra außer der Liebeslust auch die Spiritualität und eine außergewöhnliche Reihe von Künsten, wie Tanz, Gesang oder Kochen, die der Lebenslust im Allgemeinen dienlich sind. Somit stellt das Kamasutra einen “Knigge” tantrischer Lebensführung dar, welcher dem geneigten Praktizierenden nicht nur zu einem lustvollen, sondern darüber hinaus noch zu einem erfolgreichen Leben verhelfen kann. Eine tantrisch bewusste Begegnung beruht auf vier Säulen, die gewissermaßen die Quintessenz eines tantrischen Lebenskonzeptes darstellen. Jeder Mensch, der sein Leben an diesen vier Pfeilern ausrichtet, wird seine Sensibilität im Umgang mit seiner Umwelt und seinen Mitmenschen verfeinern. Sie stellen ein einfaches und klares Gerüst für mehr Bewusstheit, Verantwortung und Freiheit im Leben dar und fördern Achtsamkeit und Respekt im zwischenmenschlichen Bereich.
Anbindung an das Größere
Der Reiki-Weg lehrt, sich dem natürlichen Fluss der Energien hinzubegeben. Nicht der Reiki-Praktizierende ist es, der etwas bewirkt, sondern eine höhere Macht, die ihn durchfließt. Er ist “Kanal für Heilung”, ohne zu wissen, was Heilung wirklich bedeutet. Das ist auch nicht nötig, denn das Chi, die Lebenskraft fließt ganz von selbst dorthin, wo sie gebraucht wird. In der christlichen Tradition ist dieser Vorgang vergleichbar mit dem festen Glauben, dass unser Leben von einer göttlichen Kraft gelenkt wird. In diesem Sinn bedeutet “religio” die Rückbindung, die Anbindung und Hingabe an das Größere, das Höhere Selbst, das Ur-Vertrauen in das Leben und in sich selbst. Im täglichen Leben hat diese Anbindung sehr viel mit Selbst-Vertrauen zu tun.
Absichtslosigkeit
Eng verknüpft mit der Anbindung an das Größere ist die Absichtslosigkeit, die häufig kontrovers diskutiert wird. Wie kann ich absichtlich “absichtslos” sein? Jeder Mensch will gerne “helfen” und hat bestimmt schon die Erfahrung gemacht, dass sein Wunsch zu helfen, beim Empfänger auf Granit gestoßen ist. “Dir ist einfach nicht zu helfen!” sagt dann das beleidigte Ego, welches sich einbildet, besser zu wissen, was für den Anderen gut ist und was nicht. An dieser Stelle ist jeder von uns ein wenig “Bruce Allmächtig” und möchte gerne den “lieben Gott” vom Thron stoßen und besser wissen, was dem Gegenüber gut tut. Ein wenig Demut hilft an dieser Stelle, die eigenen Vorstellungen und Wünsche hintan zu stellen und der Weisheit des Lebens ihren Lauf zu lassen.
Durch Langsamkeit zur Präsenz kommen
In den schamanischen Traditionen erweitern die Praktizierenden ihre Bewusstheit durch Langsamkeit und erleben in dieser Erweiterung eine radikale Zunahme ihrer Präsenz. Viele Übungen und Meditationen ähneln sehr den heute in Tantra Seminaren praktizierten Lehren. Der hauptsächliche Unterschied ist, dass eine Übung im schamanischen Kontext gut 8- bis 10-mal länger durchgeführt wird, als in einem Tantra Seminar. Der materielle Körper braucht die längste Zeit, um Erfahrungen zu machen, dafür sind diese Erfahrungen dann auch besonders gut gespeichert und auch wieder abrufbar. (Ein trauriges Beispiel hierfür ist sexueller Missbrauch.) Wenn also die Langsamkeit in Körperübungen trainiert wird, haben alle anderen Körper (Emotional-, Mental-, Energie- und Spiritueller Körper) mehr Zeit, das Erlebte zu verarbeiten und zu verinnerlichen. Daraus entsteht eine höhere Präsenz im Hier und Jetzt. Und Präsenz ist das, was vielen Menschen im Leben fehlt. Wer ist mit seiner Aufmerksamkeit jederzeit im Hier und Jetzt? Wenn es doch gelingt, ist dies ein wundervolles Geschenk – auch und besonders in der Begegnung mit anderen Menschen!
Kommunikation ist alles!
“Worte sind die Quelle aller Missverständnisse” sagte schon der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery. Und doch gelingt es uns Menschen nicht oder nur selten, dem Anderen die Wünsche von den Augen abzulesen. Daher ist der vierte wichtige Pfeiler tantrischer Begegnungen die Kommunikation. “Was fühlst Du gerade?” ist eine elementare Übung dazu. Es ist erstaunlich, wie viele Gedanken als Antwort auf diese Frage geäußert werden, obschon doch die Frage nach den Gefühlen gestellt wird. Mit Hilfe von Langsamkeit und Präsenz kann sich jeder Mensch nach und nach über die Körperwahrnehmung an seine wahren Gefühle heran tasten und lernen, diese und seine Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren. Damit deren Äußerung nicht doch zu Verletzungen führt, ist die gewaltfreie Kommunikation ein wundervolles Mittel, bei sich selbst zu bleiben und Beziehung und Nähe zu pflegen.
Sexualität als Beschleuniger von Heilung, Wandlung und Wachstum
Tantra heißt für mich “Bewusstheit in Beziehung”. Doch was wären Beziehungen ohne Sexualität? Auch die sexuelle Revolution hat es nicht geschafft, die Sexualität aus der Tabuzone zu befördern. Gerade in dieser Tabuzone finden die meisten Verletzungen statt. Wegschauen oder Ignorieren hilft vielleicht, einen ersten “Schock” zu bewältigen, doch langfristig entsteht dadurch eine Unfähigkeit zu wahrer, naher und intimer Begegnung. Lebenslust umfasst auch die körperliche Lust und damit die Sexualität. Wer Angst vor Erfahrungen im sexuellen Bereich hat, verwehrt sich damit Möglichkeiten zu eigener (Lebens-)Lust. Diese Angst ist natürlich, denn die größten und fürchterlichsten Drachen sitzen auf den größten Schätzen. Daher stellt eine achtsame und bewusste Annäherung an die Sexualität unter Beachtung der vier tantrischen Pfeiler ein immenses Potential für die Überwindung von Angst hin zu Heilung, Wandlung und Wachstum im Leben eines jeden Menschen dar.
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Klaus Gabriel Peill, Jg. 61, Tantra- und Reiki-Lehrer, Familiensteller und spiritueller Wegbegleiter.
Als gelernter Bankkaufmann und Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik (Schwerpunkt Psychoakustik und Kybernetik) habe ich viele Jahre meines Leben damit verbracht, eine Quelle der Lebenskraft für mich zu finden. Allein die rationale Herangehensweise des Verstandes half mir nicht weiter. Als Suchender in der Krise fand ich dann die Methoden und Wege, die ich heute anbiete. Sie bereichern mein Leben und ich gebe sie mit Freude weiter!
Mein Weg zu mir selbst begann für mich mit einer typischen “mid-life-crisis”, in deren Verlauf ich zunächst mit dem 12-Schritte-Programm, Bonding-Psychotherapie, Familienstellen und Körperarbeit intensive Erfahrungen sammeln konnte.
In der Folge habe ich jeweils eine Ausbildung in schamanischer Arbeit (2003), zum Gesundheitspraktiker (BfG) für Persönlichkeitsbildung und Individualität (2004), als Reiki-Lehrer und spiritueller Wegbegleiter (2005) abgeschlossen. Als Gesundheitspraktiker bin ich Mitglied im Berufsverband der Deutschen Gesellschaft für Alternative Medizin (DGAM).
Im August 2011 habe ich die Grundausbildung zum systemisch phänomenologischen Familienaufsteller und im April 2012 die 4jährige Ausbildung zum Tantralehrer bei Regina Heckert (BeFree-Institut, Speyer) abgeschlossen.
Seit 2010 engagiere ich mich bei den tantrischen Veranstaltungen des ANIMA*TANTRA von Michaela Farideh Butsch-Magin in Schifferstadt.
Die ständige Erweiterung meiner Erfahrungen nimmt einen großen Raum meines Lebens ein. So danke ich meinen Lehrern Stefan Bratzel (Reiki und Spirituelle Wegbegleitung), Raphael König (Anam Cara und schamanische Arbeit), Lama Lobsang Thamcho Nyima (Tibetische Massage), Djani Ahmadzai (Sufismus), Regina Heckert (Tantralehrer-Ausbildung), Nhanga Ch. Grunow und Nirtana E. Gerhardt (Tao-Massage), Andro, Saranam und Surya (Tantramassage), Diana und Michael Richardson (Love for Couples – Making Love) und Bert und Sophie Hellinger (Neues Geistiges Familienstellen).
2013 widme ich den größten Teil meiner Weiterbildung der Systemischen Familientherapie nach Bert Hellinger im Diplomstudiengang an der Universite Jean Monet in Brüssel.
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Klaus Peill
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