Die Entscheidung, die Prostata zu entfernen, basiert häufig auf unzureichender Datenlage
Prostatakrebs wird auch heute noch meist durch Operation und Strahlentherapien behandelt, wie eine aktuelle Studie zeigt.1 Trotz der damit verbundenen erheblichen Nebenwirkungen wie Impotenz und Inkontinenz. Ein Aspekt, der dringend neu bewertet werden muss, zumal zunehmend auch jüngere Männer unter 50 Jahren an Prostatakrebs erkranken.2 Die Ergebnisse der Studie belegen weiterhin, dass die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie oftmals weniger von einer medizinisch-objektiven Rationale getragen wird, sondern davon abhängt, welcher Arzt konsultiert wurde.1 “Wir am Prostata-Center in Offenbach am Main begrüßen, dass durch diese Studie die in Deutschland längst fällige Debatte um Behandlungsansätze bei Prostatakrebs neu angeschoben wird. Im Rahmen unseres Zweitmeinungs- sowie erweiterten Diagnostikprogramms bekommen wir seit Jahren die Unzulänglichkeiten von Therapieempfehlungen gespiegelt”, kommentiert Prof. Dr. Michael K. Stehling, Leiter des Prostata-Centers seine Erfah-rungen.
Vom Krebsverdacht zur gesicherten Diagnose mittels MRT
In Deutschland kommt heute als Standardmethode zur Diagnostik die sogenannte Stanzbiopsie zum Einsatz, um Gewebeproben aus der Prostata zu gewinnen. Allerdings ist diese Punktionstechnik oftmals ungenau – vielfach werden nicht alle erkrankten Herde gefunden, weshalb es Wiederholungen (Rebiopsien) bedarf. “Bei Verdacht auf Prostatakrebs ist die Magnet-Resonanz-Therapie (MRT) für eine präzise Diagnose unverzichtbar”, so die Aussage von Stehling, einer der in-ternational renommiertesten Experten für Prostata-MRT. Mit einer Nachweisempfindlichkeit von über 85 % für Karzinome ist die MRT das beste bildgebende Verfahren.3 Und damit z.B. Ultraschalluntersuchung oder Computertomographie wie letztlich auch der Stanzbiopsie überlegen.4 Hat die MRT ein Karzinom nachgewiesen, wird im nächsten Schritt seine Aggressivität (Gleacon Score) ermittelt. “Hierfür nutzen wir die transperineale 3D-Biopsie und das sogenannte HistoModelling®. Sie ermöglichen es uns, ein interaktives 3D-Modell der Prostata zu erstellen, das Gefährlichkeit und genaue Verteilung der Krebsherde abbildet. In der Anwendung beider Verfahren sind wir übrigens führend”, so Stehling weiter.
Eine präzise Diagnose ist das A und O, noch bevor in einem ausführlichen Beratungsgespräch über eine geeignete Therapie entschieden wird. Weil Eile suggeriert wird, kommen viel zu oft radikale Therapien wie Operation und Bestrahlung zum Einsatz, und dass obwohl sie mit schwerwiegenden Langzeitschäden wie Impotenz und Inkontinenz verbunden sind. Innovative Behandlungsoptionen wie die Irreversible Elektoporation (IRE, NanoKnife®-Therapie) bieten hier eine wirksame Alternative – ohne diese gravierenden Nebenwirkungen zu verursachen.
Literatur:
1 Hoffmann K.E., Jiangong Niu et al.: Physician Variation in Management of Low-Risk Prostate Cancer. A Population-Based Cohort Study. JAMA Intern Med. Published online July 14, 2014.
2 Robert Koch Institut: Verbreitung von Krebserkrankungen in Deutschland. Entwicklung der Prävalenzen zwischen 1990 und 2010. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Berlin 2010.
3 Deutsche Gesellschaft fur Urologie (DGU): Interdisziplinare Leitlinie der Qualitat S3 zur Fruherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Ver-sion 1.03 – Marz 2011.
4 Stehling MK, Turner R, Mansfield P: Echo-planar imaging: magnetic resonance imaging in a fraction of a second. Science 1991;254(5028):43-50.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. med. habil M. K. Stehling ist Associate Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Boston, USA, und Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine medizinische Ausbildung absolvierte er in Deutschland, in der Schweiz, in Großbritannien und in den USA an der Harvard Universität.
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