In Deutschland wird immer wieder über die Einführung neuer und einheitlicher Kennzeichnungen für das Tierwohl nachgedacht und in die Praxis umgesetzt. Das ist auch dringend notwendig, wenn wir uns die Berichte über die Zustände in den industriellen Legehennen-Batterien und Mastanlagen in den TV-Nachrichten anschauen (müssen).
Ganz anders dagegen das Leben unserer geliebten Haustiere. Hier werden Milliarden ausgegeben, denn gehts dem Haustier gut, gehts auch Frauchen oder Herrchen gut. Kein Wunder also, dass der Markt für Tiernahrung und -gesundheit immer weiter wächst und schon bald über die gigantische Umsatzgröße von 200 Milliarden Dollar weltweit springen wird.
Tierkliniken und Versicherungen
Eine moderne Tierklinik steht heute standardmäßig auf demselben Niveau wie in der Humanmedizin. Technisch ausgefeilt und auf dem modernsten Wissensstand der Veterinärmedizin bieten diese Kliniken Herzoperationen, Chemotherapie, Zahnoperationen, Augenoperationen, aber auch die Behandlung von Arthrosen ebenso wie tierpsychologische Therapien für das gestresste Haustier an. Das Personal in diesen Kliniken tut alles (tier-)mögliche, um Leben zu retten und die Gesundheit der Patienten wieder herzustellen.
Personalmangel bei Ärzten und Pflegekräften? Überschreiten der Liegezeiten wegen der Fallpauschalen? – Damit können sich die Verantwortlichen und Patienten in normalen Krankenhäusern herumschlagen.
Der tierische Patient dagegen hat einen großen Vorteil: Er ist sozusagen Privatpatient. Seine Behandlungskosten werden durch die Klinik oder durch den ambulanten Tierarzt direkt mit dem Besitzer abgerechnet und im Falle des Bestehens einer entsprechenden Versicherung weitergereicht. Die großen Versicherer haben dazu Haustierversicherungen (Krankenversicherungen, Haftpflichtversicherungen) im Angebot.
Mars macht mobil …
Ja, manche werden sich noch an die Werbung für den Schokoriegel erinnern. Aber das 1911 in Tacoma (Washington) gegründete und jetzt in McLean (Virginia) ansässige amerikanische Unternehmen ist auch einer der größten Player im Bereich Tiernahrung und -hygiene.
Marken wie Cesar, Chappi, Crave, Dreamies, Frolic, Greenies, James Wellbeloved, Kitekat, Loyal, Nutro, Pedigree, Perfect Fit, Royal Canin, Sheba, Trill, Whiskas und Winergy gehören zu dem Konzern. Aus dem Bereich Tierhygiene bevölkern Catsan, Natusan und Thomas die Verkaufsregale.
Nun hat Mars sein Portfolio auch um den Bereich Tiergesundheit erweitert. So übernahm der Konzern 2018 den Tierklinikbetreiber Anicura aus Schweden und das britische Tierpraxisnetzwerk Linnaeus. Übrigens betreibt Anicura allein in Deutschland an 34 Orten Tierarztpraxen. Europaweit kommen Anicura und Linnaeus auf circa 300 Klinik- und Praxisstandorte. In den USA ist Mars mit 2000 Veterinärkliniken und Praxen vertreten.
Süßigkeiten gelten aktuell als perspektivlos, also baut Mars unter dem Namen Petcare eine neue zentrale Säule für sein Geschäft auf. Und die Perspektiven sind glänzend, wie wir schon eingangs festgestellt haben. Leider aber ist Mars noch nicht börsennotiert.
Bayer – ein Konzern nimmt Abschied vom Tierpharmaziegeschäft
Der DAX-Konzern scheint sich leider vom Tierpharmaziegeschäft trennen zu müssen. Denn nach der Monsanto-Übernahme benötigt Bayer bekanntlich zusätzlichen finanziellen Spielraum. Es war auch nur ein profitables Nebengeschäft. 1,5 Milliarden Euro steuerte die Sparte 2018 zum Konzernergebnis bei und verzeichnete dabei einen Gewinn von 352 Millionen Euro.
Der Verkauf könnte nach Schätzungen von Experten circa 6 bis 7 Milliarden Euro einbringen.
Als Käufer könnte der börsennotierte US-Pharmakonzern Merck & Co. in Frage kommen, der sein Animal Health Geschäft (Tiergesundheit) ausbaut und gerade die französische Antelliq-Gruppe übernommen hat. Antelliq bietet Produkte zur Identifikation und Überwachung von Tierbeständen an. Merck Animal Health verzeichnet aktuell einen Jahresumsatz von circa 4 Milliarden Dollar und trägt damit 10 Prozent zum Pharmariesen bei.
Nestle ebenso im Geschäft mit Haustierprodukten
Ein weiterer Konzern, bei dem man nicht unbedingt an Haustiere denkt, ist der Nahrungsmittelkonzern Nestle. Unter der zum Gesamtkonzern gehörenden Colgate Palmolive wird unter der Marke Hill’s Pet Nutrition Hunde- und Katzenfutter im Wert von 2 Milliarden Dollar umgesetzt. Das Geschäft hält Nestle für weiter ausbaufähig, denn der Konzern stieg bei dem Münchner Hundefutterproduzenten Terra Canis ein.
Nestle ist nach Mars der weltweit zweitgrößte Hersteller von Tierfutter.
Zoetis – Tiere brauchen Arznei und Impfstoffe
Und das bietet das Pfizer-Spin-off an und entwickelte sich nach eigenen Angaben zum weltweit größten agierenden Tiergesundheitsunternehmen. Der Hersteller von Tierarzneien und Impfstoffen verzeichnet aktuell einen Umsatz von circa 6 Milliarden Dollar. Das börsennotierte Unternehmen bringt es immerhin auf eine Marktkapitalisierung von 45 Milliarden Dollar.
Zooplus – Der Onlineshop für Haustiere
Die Zooplus AG mit Sitz in München ist Betreiber einer Internethandelsplattform für Haustierbedarf und wurde 1999 gegründet. Der europaweite Händler hat nach eigenen Angaben 5,8 Millionen Kunden und erzielt einen Jahresumsatz von circa 1,3 Milliarden Euro. Lange Zeit zählte die Aktie zu den absoluten Lieblingen der Anleger. Von 2009 bis 2017 explodierten die Papiere regelrecht von 12 Euro bis auf 200 Euro. Inzwischen liegt die Aktie nur noch bei 95 Euro. Damit notiert sie 50 Prozent unter ihren Höchstkursen, ist aber immer noch alles andere als ein Schnäppchen. Auf Basis der Analystenschätzungen für 2020 handelt die Aktie immer noch mit mehr als dem 200-fachen der erwarteten Gewinne.
Fazit
Wir sehen, unsere tierischen Freunde haben sich einen bedeutenden Platz an der Börse erkämpft. Wer als Beimischung seines Depots die eine oder andere Aktie erwerben will, kann also nichts falsch machen. Und von den Kursgewinnen und Dividenden könnten Tierbesitzer dann die nächsten Tierarztrechnungen bezahlen.
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