Flexible Arbeitsformen erfordern Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten / Digitalisierung braucht eine passende Unternehmenskultur / Gesunder Führungsstil kann psychischen Belastungen vorbeugen
Köln, 12. September 2019. Die Digitalisierung hat viele Gesichter: Durch die Zusammenarbeit mit Maschinen sinkt in vielen Produktionsbereichen der Anteil schwerer körperlicher Arbeit. Zugleich klagen Beschäftigte über eine Verdichtung der Arbeit – es muss immer mehr in immer weniger Zeit erledigt werden. Der Termindruck wächst, da die Kommunikation immer schneller und Lieferfristen kürzer werden. Auch die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, hat neben allen Vorteilen für die Vereinbarkeit von Arbeit und Beruf Schattenseiten: Sie fordert von den Beschäftigten ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit, nicht nur für die Arbeitsaufgaben, sondern auch für die eigene Gesundheit: Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zeigt, dass rund die Hälfte der Berufstätigen auch außerhalb der regulären Arbeitszeit per Mail oder Telefon für ihren Arbeitgeber erreichbar ist. “Das Gefühl, immer und überall erreichbar sein zu müssen, kann dazu führen, dass den Beschäftigten keine Erholungszeiten mehr bleiben. Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen. Um psychischen Belastungen durch moderne Arbeitsformen und Arbeitsverdichtung vorzubeugen, müssen Arbeitgeber und Mitarbeitende die die Rahmenbedingungen klar definieren. Dazu gehören zum Beispiel Arbeits- und Pausenzeiten sowie die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit”, erklärt Iris Dohmen, die als Psychologin bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät.
Psychische Belastungen erkennen und reduzieren
Welche Faktoren sich negativ auf die Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken, ermittelt die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen. Auf dieser Grundlage können Psychologen Konzepte entwickeln, die genau auf das Unternehmen zugeschnitten sind und die dazu beitragen, die Beschäftigten gesund und leistungsfähig zu erhalten. Die Ansatzpunkte, um die psychischen Belastungen infolge der Digitalisierung zu verringern, sind breit gefächert: Für die Beschäftigten sind je nach Auslöser der Belastung Fortbildungen zum Stress- und Zeitmanagement ebenso sinnvoll wie Seminare zur Work-Life-Balance.
Auf Unternehmensseite stehen Themen wie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Arbeitsorganisation im Mittelpunkt. Damit verbunden ist die Entwicklung einer Unternehmenskultur, die den Veränderungen durch die Digitalisierung Rechnung trägt: Sie muss die Einhaltung der Rahmenbedingungen für die Arbeit in wechselnden Teams und zu projektorientierten Zeiten unterstützen. Darüber hinaus ist heute das gemeinsame Lernen anhand neuer Aufgaben und Projekte ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Gesundheitsbewusst arbeiten
“Um dem Arbeits- und Gesundheitsschutz gerecht zu werden sind Führungskräfte in einer flexiblen und digitalen Arbeitswelt besonders gefordert, Teammitglieder zu erkennen, die sich überfordern. Seminare zu einem gesunden Führungsstil zeigen, wie die Betroffenen angesprochen und Lösungen gefunden werden können, bevor es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt”, so Dohmen. Leben Führungskräfte einen gesundheitsbewussten Umgang mit den Anforderungen der Digitalisierung vor, wirkt sich das positiv auf alle Mitarbeitenden aus. Welche Relevanz der Ausfall von Beschäftigten aufgrund psychischer Belastungen hat, unterstreichen die Ergebnisse des DAK-Psychoreports 2019: Seit 1997 hat sich die Anzahl der Krankheitstage aufgrund der psychischen Erkrankungen Depression und Anpassungsstörungen mehr als verdreifacht. Insgesamt lagen seelische Erkrankungen bundesweit auf Platz drei der Ursachen für Fehltage im Beruf.
Weitere Informationen unter www.tuv.com/gbu-psyche bei TÜV Rheinland.
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