Berlin, 02.06.16 -Sieben Thesen für mehr Social Start-ups: Prof. Dr. Andreas Heinecke, Sozialunternehmer und Fachbeirat des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ erklärt, was getan werden muss, um Deutschland noch attraktiver für Social Entrepreneure zu machen.
Nie war der Bedarf an sozialen Innovationen so hoch wie heute. Neben etablierten Wohlfahrtsverbanden entwickeln auch viele Social Start-ups neue Losungen fur aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Dass sich Gemeinnutzigkeit und Wirtschaftlichkeit widersprechen, ist laut Prof. Dr. Andreas Heinecke ein uberholter Gedanke. Der Grunder der Dialogue Social Enterprise ist Fachbeirat des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. 2016 pramieren die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank Projekte, die den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns aufzeigen. Was getan werden muss, um Social Entrepreneure wie ihn in Deutschland besser zu fordern, erklart Andreas Heinecke in sieben Thesen:
1. Social Enterprises finanziell entlasten
In Deutschland wird strikt zwischen wirtschaftlichem und gemeinwohlorientiertem Handeln unterschieden. Dadurch sind Social Enterprises mit einem unternehmerischen Modell benachteiligt. Anders als gemeinnutzige Organisationen haben sie keine steuerlichen Vorteile. Die Finanzpolitik sollte hier angepasst werden, etwa nach dem Vorbild Großbritanniens. Dort wurde mit den sogenannten “ Community Interest Companies “ eine Mischform von gemeinnutziger und kommerzieller Tatigkeit gefunden, die Sozialunternehmen zwar nicht steuerlich begunstigt, aber finanziell entlastet.
2. Umdenken: Profit ist nicht nur Gewinnmaximierung
Wer einen Blick auf die aktuellen globalen Herausforderungen von Fluchtlingssituation bis Klimawandel wirft, dem wird schnell klar: Wir konnen nicht mehr so weitermachen wie bisher. Heutzutage mussen Wirtschaft und Politik Erfolg anders definieren. Profit ist nicht nur Gewinnmaximierung. Ein soziales Unternehmen hat nicht die Ambition, das große Geld zu machen, schafft aber einen enormen gesellschaftlichen Mehrwert, den man auch als Profit bezeichnen muss. Wie dieses Umdenken vorangetrieben werden kann, zeigen etwa die Dow Jones Nachhaltigkeits-Indizes, die auch die soziale und ethische Performance von Unternehmen berucksichtigen.
3. Weniger Silodenken, mehr Offenheit
Sozialunternehmen sind oftmals isoliert, Kooperationen mit den großen Flaggschiffen der Freien Wohlfahrtspflege finden kaum statt. Das liegt unter anderem an den sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen: Ideen, die Social Start-ups schnell und unkompliziert umsetzen konnen, bedeuten fur Verbande oft einen hohen Verwaltungsaufwand, fur den sie viel Vorlauf brauchen. Sozialunternehmer werden dagegen als chaotische Weltverbesserer wahrgenommen, die nur Unruhe in die Prozesse der Verbande bringen. Dieses Silodenken muss uberwunden werden. Große Trager wie die Caritas oder die AWO verfugen uber finanzielle Sicherheit und konnen von der Innovationskraft der Sozialunternehmen profitieren.
4. „Made in Germany“ zum Gütesiegel für soziale Innovationen machen
„Deutschland steht für mehr als Maschinen, Autos und Pharma. Der Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ zeigt 2016, dass hierzulande neben technischen auch viele soziale Innovationen entwickelt werden. Diese sollten ebenfalls klar unter das bekannte Gütesiegel „made in Germany“ gestellt werden. Im Idealfall sollte Frau Merkel persönlich dafür werben, dass die deutsche Wirtschaft nicht nur für Industrie, sondern auch für den Export gemeinnütziger Ideen und Projekte steht.“
5. Kein Kopierschutz für gute Ideen
Ein gutes Sozialunternehmen ist Impulsgeber und Trendsetter. Erfolg misst sich nicht am finanziellen Ertrag, sondern am sozialen Mehrwert. Das hat der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Muhammad Yunus auch in seinen sieben Grundsätzen des Social Business festgelegt. Konkurrenz- und Besitzstandsdenken müssen überwunden werden und Ideen, die tragen, müssen multipliziert werden. Das geht über den gängigen Ansatz des Wirtschaftens hinaus.
6. Scheitern macht schlau
Man wird in Deutschland stigmatisiert, wenn man scheitert. Das ist in vielen Ländern anders – in den USA zum Beispiel gehört Scheitern zum Geschäft. Es fehlt eine Kultur des offenen Umgangs mit Pleiten, Pech und Pannen. Der Lernerfolg, der aus einer überwundenen Krise rührt, wird völlig unterschätzt.
7. Senior-Gründer an die Macht
In der Social-Start-up-Szene lässt sich ein Trend beobachten: Immer mehr ältere Menschen starten noch eine Karriere als Gründer. Das zeigen etwa Netzwerke wie Gründer 50+ oder MASTERhora. Dieses Potenzial sollten wir unbedingt nutzen. Die vielen Babyboomer, die jetzt auf den Ruhestand zusteuern, haben Zeit, Geld und Erfahrung. Das sind optimale Voraussetzungen. Zudem ist diese Generation gut ausgebildet und mit der Mentalität aufgewachsen, sich für andere zu engagieren.
Über Deutschlands Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“
„NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“: Unter diesem Motto steht der Wettbewerb 2016. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank würdigen bundesweit die 100 besten Projekte, die den Mehrwert und das Potenzial gemeinschaftlichen Handelns für die Gesellschaft aufzeigen, ob in Unternehmenskooperationen, wissenschaftlichen Netzwerken oder Nachbarschaftsinitiativen. Die diesjährigen Preisträger wurden am 31. Mai verkündet.
Mehr Infos auf www.ausgezeichnete-orte.de
Deutschland ist das Land der Ideen. Gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern entwickelt die Initiative \“Deutschland – Land der Ideen\“ Projekte und lobt Wettbewerbe aus, um den Blick auf das Land, seine Menschen und ihre Ideen zu lenken.
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