Berlin, 6. Dezember 2017 – Die steigenden energetischen Anforderungen am Bau führen zu einem wachsenden Anteil der opaken, hochgedämmten Fassade in der Gebäudehülle. Das kürzlich fertiggestellte Futurium in Berlin zeigt wie eine nahtlose Integration von transparenten und opaken Gebäudeanteilen und eine durchgehende optische Tiefe erzielt werden können.
Die Architekten Richter Musikowski entwickelten gemeinsam mit dem Planungs- und Beratungsbüro Arup und in enger Zusammenarbeit mit der Industrie ein innovatives, modulares Fassadensystem, das aus vorgefertigten Glas-Metallkassetten besteht. Das optische Zusammenspiel reflektierender, transluzenter und transparenter Oberflächen und deren mehrlagige Anordnung führt zu einem schimmernden Fassadenkleid, das sich abhängig von Tageszeit, Lichtverhältnissen und Betrachtungswinkel stetig wandelt.
Die Variabilität des Systems ermöglicht fließende Übergänge von Warm- und hinterlüfteten Kaltfassaden, vertikalen, geneigten und horizontalen Flächen und die Integration von Öffnungs- und Sonderelementen wie Fenster und Türen und stärkt somit das einheitliche Erscheinungsbild und die skulpturale Qualität des Baukörpers.
Keine sichtbaren Befestigungen
Die Stückzahl von über 7.500 ermöglichte die vollständige Vorfertigung und Konfektionierung der rautenförmigen Kassetten im Werk. Jede Kassette besteht aus einem teilweise bedruckten Gussglas mit einer Kantenlänge von 70 Zentimetern, das umlaufend mit einem rückseitigen Reflektor aus gekantetem Edelstahl verklebt wird. Erstmals bei einem Bauvorhaben in Deutschland dieser Größenordnung konnte auf mechanische Sicherungen der Gläser verzichtet werden. Durch umfangreiche bautechnische Versuche der Bundesanstalt für Materialforschung wurde die Dauerhaftigkeit der Verklebung unter der kombinierten Einwirkung von mechanischen und klimatischen Beanspruchungen nachgewiesen.
“Die Konfektionierung der vorgefertigten Kassetten ermöglicht eine bei hinterlüfteten Fassaden bisher unbekannte gestalterische Vielfalt. Wenige, wiederverwendbare Komponenten führen zu einer umfassenden Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit. Die Kassette stellt damit eine eigenständige Produktentwicklung dar, die auf den Prinzipien der Circular Economy beruht.”
Dr.-Ing. Jan Wurm, Leiter Forschung und Innovation in Europa bei Arup
Zusätzliche Informationen:
Bauherr: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Berlin; Partner: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin, mit dem Nutzer Futurium GmbH, Berlin
Architekten: Richter Musikowski
Fassadenberatung: Arup Deutschland GmbH
Ausführung: BAM Deutschland AG, Stuttgart; AL Prompt, Constanta (Rumänien), SteindlGlas, Itter (Österreich) für Prototyp
Gutachter Zustimmung im Einzelfall Vorhangfassade: Schütz Goldschmidt Schneider (SGS), Heusenstamm
Bautechnische Versuche: Bundesanstalt für Materialprüfung Berlin (BAM)
Über das Futurium:
Mit dem Futurium – ehemals auch Haus der Zukunft genannt – entstand ein neuer Ort für Ausstellungen und Veranstaltungen, wo ab dem Jahr 2018 mögliche Szenarien für das Leben in der Zukunft gezeigt werden. Sie sollen das Potential von Forschung und Innovation beleuchten. Das Futurium wird zudem ein Forum für den Dialog über die Zukunft bieten, an dem neben Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auch die Bürger aktiv teilnehmen können.
Initiator des Projektes war das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Zu den beteiligten Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft gehören unter anderem die Max-Planck-Gesellschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft sowie die Industriekonzerne Siemens und Bayer.
www.futurium.de
Arup ist ein weltweit tätiges, unabhängiges Planungs- und Beratungsbüro und die kreative Kraft hinter vielen der weltweit bedeutendsten Projekte der gebauten Umwelt. Mit 13.000 Planern, Ingenieuren und Beratern in 90 Büros in 40 Ländern bietet Arup innovative und nachhaltige Lösungen für unterschiedlichste Branchen und Märkte. In Deutschland liefert Arup mit rund 230 Experten an den Standorten Berlin, Frankfurt am Main und Düsseldorf maßgeschneiderte Lösungen zu allen Anforderungen – von der Fachplanung einer Spezialdisziplin bis zu komplexen, interdisziplinären Projekten.
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