Verdienen am Windpark vor der Haustür

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Im Fichtelgebirge helfen Bürger bei der Umsetzung der Energiewende

Der Abschied von der fossilen Energiewirtschaft ist eine Vision, deren Realisierung den Einsatz der gesamten Gesellschaft erfordert. Je mehr Menschen mitmachen, desto schneller werden wir Strom und Wärme klimaschonend aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Zum Mitmachen aber motivieren besonders Projekte, bei denen man sich vor Ort engagieren, die Ergebnisse also vor der Haustür begutachten kann – und möglichst nicht nur mit einem guten Gewissen, sondern auch finanziell belohnt wird. Bürgerbeteiligung an Anlagen zur Energieerzeugung vereinen diese Vorteile. Im oberfränkischen Fichtelgebirge wird dies nun für einen Windpark umgesetzt.

Nun sind solche Modelle nicht wirklich eine Seltenheit. Die ZukunftsEnergie Fichtelgebirge GmbH (ZEF) als Bauherr der drei Windräder hat den interessierten Bürgerinnen und Bürgern dennoch Besonderes zu bieten: Der „Windpark Blausäulenlinie“ im Arzberger Forst ist nämlich alles andere als ein Feigenblatt, das ökologische Gesinnung demonstrieren soll. Vielmehr stehen die Gesellschafter der ZEF für ein durchdachtes Gesamtkonzept, das die Verantwortlichen der SWW Wunsiedel GmbH „geboren“ haben. Als lokaler Energieversorger und Gründungsmitglied der ZEF treibt die SWW schon seit Jahren den Umbau bei Strom und Wärme voran.

„Unser Motto lautet: So lokal wie möglich und so global wie nötig“, sagt Marco Krasser, sowohl Geschäftsführer der SWW als auch der ZEF. Wenn er vom sogenannten Wunsiedler Weg erzählt, spürt man die Begeisterung für die Idee der Energiewende und ebenso die Überzeugung, dass diese hochkomplexe Aufgabe gelöst werden kann. So möchte man in Wunsiedel alle vorhandenen erneuerbaren Energieressourcen nutzen und die Region auf diese Weise mittelfristig energieautonom machen. Natürlich spielt dabei Holz eine Rolle, denn die Gegend ist waldreich. Aber auch Wind ist ein Faktor. Krasser: „Der weht keineswegs nur an der Küste ausreichend stark. Auch hier bei uns rechnen sich an bestimmten Standorten Windräder.“

Im Herbst ans Netz

Der Standort für den Waldwindpark wurde sorgfältig ausgesucht. Entlang der Blausäulenlinie, an der früher einmal Blautannen in gerader Linie standen, errichtet die Ostwind-Gruppe als von der ZEF beauftragter Generalunternehmer drei Windenergieanlagen. Sie werden eine Nabenhöhe von über 140 Metern und einen Rotordurchmesser von 117 Metern besitzen. Jedes Windrad verfügt über eine Leistung von 2,3 Megawatt und zusammen können sie rechnerisch etwa 6000 Haushalte mit Ökostrom versorgen. Damit lassen sich rund 14.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Der Windpark wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres ans Netz gehen.

Modernste Technologie ist eine der Strategien, die das Projekt zum Erfolg führen soll. Eine andere ist die Bürgerbeteiligung. Die Gesamtkosten für die Windräder liegen bei rund 15 Millionen Euro. Jeder Bürger kann sich an der Finanzierung beteiligen – mit Summen zwischen 500 und 50.000 Euro. Dieses Geld wird der ZEF für 20 Jahre geliehen, wobei die Rückzahlung in zehn gleichen, jährlichen Raten ab dem 11. Jahr beginnt. Braucht jemand sein Kapital vorzeitig wieder vollständig, lässt sich der Vertrag erstmals nach zehn Jahren und dann jährlich kündigen.

Der Darlehensgeber bekommt eine garantierte Verzinsung von 2,5 Prozent pro Jahr, die durch einen Bonuszins auf bis zu 6 Prozent steigen kann. Wie hoch der Bonus ist, hängt vom tatsächlichen Stromertrag des Windparks ab. Zwei unabhängige Gutachter haben für die drei Windräder einen mittleren Ertrag von etwa 20.700 Kilowattstunden jährlich prognostiziert. Werden davon zwei Prozent für elektrische Verluste und drei Prozent für Verluste aufgrund von technischen Ausfällen abgezogen, bleiben rund 19.600 Kilowattstunden pro Jahr. Bei diesem Ertrag würde ein Bonus von einem Prozent gezahlt, der gesamte Zins also 3,5 Prozent betragen. „Das ist im Vergleich mit Tagesgeld oder Ähnlichem sehr viel“, meint Krasser.

Und die Sicherheit? Krasser verweist auf die verantwortungsbewusste Kalkulation des Basiszinses und auf die Struktur der ZEF. Zu der gehören neben der SWW Wunsiedel die Städte Wunsiedel, Arzberg, Kirchenlamitz und Marktleuthen, die Gemeinden Nagel und Tröstau sowie die kommunalen Unternehmen „Licht und Kraft“ (LuK) Helmbrechts und Marktredwitz (KUM). Zwar ist das Darlehen ein sogenanntes nachrangiges, also im Falle der Insolvenz der ZEF ein Totalverlust möglich. „Doch dieses Risiko sehe ich bei Kommunen und lokalen Energieversorgern als sehr gering an“, sagt Krasser.

Identifikation mit der Energiewende

Die Motive für die Finanzierung über eine Bürgerbeteiligung sind zahlreich. Zum einen erfordert die Energiewende laut Krasser eine Bündelung aller monetären Ressourcen. Zum anderen will er eine stärkere Identifikation der Menschen mit dem Projekt und damit auch der Energiewende erreichen. erwartet. „Dank der niedrig angesetzten Mindestbeteiligung können sehr viele finanziell profitieren und der Windpark erhöht unabhängig davon die Wertschöpfung in unserer strukturschwachen Region.“

Und nicht zuletzt sind die drei Anlagen im Arzberger Forst eben keine Solitäre. Die ZEF und die SWW sehen sie lediglich als einen der vielen Bausteine hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Energieversorgung. „Darauf legen wir in unserer Kommunikation sehr viel Wert“, betont Krasser, „denn der Bürger will Konsequenz und klare Ziele statt Stückwerk.“ Würden dies mehr Städte, Gemeinden und Energieversorger ernst nehmen, bräuchten wir uns um die Akzeptanz des Megaprojekts Energiewende keine Sorgen zu machen, ist der SWW-Chef sicher. Aus diesen Worten klingt ein wenig Sendungsbewusstsein und tatsächlich hofft Krasser, dass sein Wunsiedler Weg über die Grenzen des Fichtelgebirges hinaus wirkt. „Wir sehen uns als Vorreiter und sind jederzeit bereit, Erfahrungen weiterzugeben.“
Bildquelle: 

Wärme und Strom vor Ort erzeugen und verbrauchen – das ist das Konzept der Stadtwerke im oberfränkischen Wunsiedel.

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Author: pr-gateway

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