Vertriebsstrategie nicht im luftleeren Raum entwickeln

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Damit Ihr Unternehmen nicht in die falsche Richtung steuert, sollte die Vertriebsstrategie auf einem analytisch fundierten Geschäftsmodell aufbauen.

Vertriebsstrategie nicht im luftleeren Raum entwickeln
(Bildquelle: Basisbild von Fotolia)

Was tun Sie im Vertrieb? Training … Prozessoptimierung … Neues Provisionssystem einführen? All das nutzt wenig, wenn ein Unternehmen auf die falschen Ziele setzt, die falsche Vertriebsstrategie hat oder auf einem unzureichenden Geschaeftsmodell aufbaut.

Was verstehen wir unter „Geschaeftsmodell“?
Einfach ausgedrückt: Ein Geschaeftsmodell beschreibt das Geschaeft eines Unternehmens. Dies ist die Kombination von
– Zielkunden und Zielmaerkten: An wen richtet sich das Angebot?
– Angebote, Produkte, Leistungen, Loesungen: Was soll verkauft werden?
– Vom Kunden empfundener Nutzen: Warum? – die Value Proposition
– Die Art und Weise wie Sie mit Ihren Kunden zusammenarbeiten
– Die Art und Weise wie Sie Ihre Leistungen erstellen.

Meist arbeiten Unternehmen mit mehreren Geschaeftsmodellen zugleich. In einem Geschaeftsmodell verkauft es z.B. Ersatzteile online an Jedermann und in einem zweiten garantiert es Servicekunden die Verfuegbarkeit von Maschinen.

Was meinen wir mit „Vertriebsstrategie“?
Eine Vertriebsstrategie haengt für uns eng mit dem Geschaeftsmodell des Unternehmens zusammen, beinhaltet aber ueblicherweise nicht Leistungserstellung, Ressourcen oder Lieferanten. Wesentliche Teile einer Vertriebsstrategie sind – neben den Zielgruppen und dem Angebot
– Die Art und Weise der Kundengewinnung und Kundenbetreuung
– Die Vertriebs- und Absatzkanaele
– Die Positionierung im Markt
– Die Konditionen und Vertragsmodelle.

Dazu gehört die Konkretisierung durch
– Ziele, Meilensteine, Zeithorizonte
– Mittel zur Zielerreichung
– Aufgaben und Projekte.

Praktische Aufnahme des Geschaeftsmodells
Viele Beschreibungen von Geschaeftsmodellen – zu finden auf Websites, in Geschaeftsberichten und Strategieunterlagen – sind leider plakativ und nichtssagend. „Wir wollen die Besten sein“ sagt weder, fuer wen, noch worin, noch woran das gemessen werden kann. Es ist daher nutz- und wertlos. Wir haben hingegen ein Modell (weiter-) entwickelt (nach „Business Model Generation“, A. Osterwalder und Y. Pigner, Hoboken 2010), mit dem ein Geschaeftsmodell aufgenommen und beschrieben werden kann. Das kann durch Außenstehende, in internen Workshops oder durch ein internes Projekt geschehen. Die zugrunde liegende Vorlage mit Hinweisen / Anregungen finden Sie durch Anklicken.
Abb1: Geschäftsmodell-Tabelle mit Hinweisen zu den einzelnen Zellen

Wie bei jeder Strategiearbeit beginnt die Aufnahme der Geschaeftsmodelle mit der Identifikation von Unterschieden und Gemeinsamkeiten: Gibt es Segmente / Cluster, die in sich sehr aehnlich und in Bezug zu anderen sehr unterschiedlich sind? Wodurch sich ein Segment / Cluster definiert, kann durchaus unterschiedlich sein. Haeufig findet man Kombinationen aus a) Zielkundensegmenten, Angeboten und Value Proposition, d.h. welchen Nutzen sich die Zielkunden aus den Angeboten versprechen, b) Zielkunden und Absatzkanaelen und c) Zielkunden und Art der Zusammenarbeit.

Ueberarbeitung von Geschaeftsmodell und Vertriebsstrategie
Wir ueberarbeiten Geschaeftsmodell und Vertriebsstrategie ueblicherweise in vier Stufen:
1. Identifikation, Aufnahme und Interpretation Externer Faktoren und der Marktbeeinflusser
2. Beantwortung grundsaetzlicher Veraenderungsfragen
3. Konzeptentwicklung anhand der intern veraenderbaren Faktoren
4. Umsetzungsplan und Umsetzung – die wir an dieser Stelle nicht vertiefen.

1. Identifikation, Aufnahme und Interpretation Externer Faktoren und der Marktbeeinflusser
Externe Faktoren werden identifiziert, aufgenommen und verstanden. Es wird herausgearbeitet, wie sie sich veraendern werden und welche Bedeutung sie fuer die Entwicklung von Geschaeftsmodell und Vertriebsstrategie haben koennen. Nach der sogenannten PESTEL-Formel (Politics-Economy-Society-Technology-Environment-Legislation) handelt sich um:
a) Politische Faktoren: u.a. Politische Stabilitaet, Subventionen, Steuern, Erziehung, Infrastruktur, Wettbewerbsaufsicht, Gesetzgebungsprozess, Handelshemmnisse, …
b) Wirtschaftliche Faktoren: Wirtschaftswachstum, Arbeitslosigkeit, Zinsen, Wechselkurse, Steuern, Verfuegbarkeit von Ressourcen (z.B. Menschen, Energie), Infrastruktur…
c) Gesellschaftliche Faktoren: Lebensstil, Demografische Einfluesse, Einkommensverteilung, Bildung, Bevoelkerungswachstum, Sicherheit, Ernaehrung, Mobilitaet, Individualisierung, Einstellungen, …
d) Technologische Faktoren: Forschung, Produktelebenszyklen, neue Technologien, staatliche Forschungsunterstuetzung, …
e) Umweltfaktoren: Muellentsorgung, Emissionsregelungen, Umweltstandards, Altlasten, Klimaveraenderungen
f) Regeln und Gesetze: Gesetze, Richtlinien, Wettbewerbsregeln, Gerichtsurteile, …

Neben den Externen Faktoren analysieren wir Trends, neue Informationen, Aktivitaeten bei den wesentlichen Marktteilnehmern: Maerkte, Kunden, Partner und Lieferanten, Wettbewerber und sonstige Beteiligte / Stakeholder.

2. Beantwortung grundsaetzlicher Veraenderungsfragen
Informationen allein reichen nicht aus, um Chancen und Risiken zu erkennen. Wir setzen mit gezielten Fragen an, die wir mit unseren Kunden aber auch mit anderen Marktteilnehmern diskutieren. Was erfahren wir dabei Neues – was davon kannten wir nur bisher nicht und was ist tatsaechlich neu? Beispielhaft finden Sie hier sieben Fragen:
a) Ueber das hinaus, was wir bereits anbieten: Was wollen unsere Kunden und potenziellen Kunden an zusaetzlichen Produkten, Leistungen, Nutzen – fuer welche Anwendungen und in welcher Wertschoepfungskette?
b) Wie koennen wir die Bedarfe unserer Kunden anders zufriedenstellen – kostenguenstiger, besser, effektiver?
c) Wie wollen unsere Kunden mit uns grundsaetzlich und in Bezug auf die Leistungserbringung zusammenarbeiten?
d) Was koennen wir richtig gut – was sind unsere Kernkompetenzen – wie koennen wir unsere Kompetenzen ausbauen oder besser nutzen?
e) Womit verdienen wir und wo verlieren wir Geld?
f) Wie koennen wir zusaetzliche Einnahmen aus dem Kundenbedarf und unseren Leistungen erzielen? Koennen wir andere Vertraege oder Konditionen anbieten?
g) Wie koennen wir – neue / bessere – Partner und Lieferanten gewinnen und in der Wertschoepfungskette gewinnbringend einsetzen.

3. Konzeptentwicklung anhand der intern veraenderbaren Faktoren
Nachdem die Informationen, Erkenntnisse und Antworten vorliegen, muessen sie in das Geschaeftsmodell eingebaut werden. Dabei ist der Gestaltungsspielraum eines Unternehmens begrenzt. Folgende acht Faktoren koennen ueblicherweise beeinflusst werden:
a) In welchen Maerkten wir aktiv werden, auf welche Zielkunden wir bearbeiten, wie wir unsere Kunden segmentieren
b) Mit welchen Partnern und Lieferanten wir auf welche Weise zusammenarbeiten
c) Welche Angebote – Produkte, Leistungen, Loesungen, Marken – wir anbieten
d) Welche „Assets“ wir nutzen – Lizenzen, Maschinenbasis, Mitarbeiter
e) Wie wir unsere Produkte erstellen und Leistungen erbringen
f) Wie wir mit unseren Kunden zusammenarbeiten
g) Wie wir unsere Strukturen – Organisation, Kostenstruktur, Infrastruktur – veraendern
h) Wie wir unser Unternehmen steuern, an welchen Zielen ausrichten und anhand welcher Kriterien bewerten.
Wir haben zur Erarbeitung und Umsetzung von Veraenderungsfragen und Konzeptentwicklung ein einfaches Instrument entwickelt. Es hilft, die obigen Punkte systematisch zu bearbeiten.
Abb. 2: Vorlage mit Erlaeuterungen zur Veraenderungsanalyse

Ihre Fragen – unsere Fragen

1. Ist Ihnen klar geworden, was ein Geschaeftsmodell ist und wie sich Geschaeftsmodell und Vertriebsstrategie unterscheiden?
2. Sind Ihnen die beiden Grafiken / Vorlagen zum Geschaeftsmodell und zur Veraenderungsarbeit klar geworden – sind Sie fuer Ihr Unternehmen sinnvoll?
3. Ist deutlich geworden, dass sie mit dieser Methode – und ein wenig Erfahrung und Anleitung – vergleichsweise schnell die Ausrichtung Ihres Vertriebs optimieren koennen?
4. Was hindert Sie dann noch daran, die Arbeit zu beginnen?

Hier noch ein paar Literaturhinweise, falls Sie weiterlesen moechten:
– Business Model Generation, Alexander Oswalder et.al, Hoboken 2010
– Business Model Innovation: Concepts Analysis and Cases, Allan Afuah, New York 2014
– Business Model Management, Bernd W. Wirtz, Speyer 2016
– The Business Model Navigator, Oliver Gassmann et al, Harlow 2014
– Rebuilding Your Business Model, Harvard Business Review Articles, Boston 2011

Den ganzen Artikel können Sie durch Anklicken als pdf-Datei herunterlagen

Best Practice Sales Consultants ist als Unternehmensberatung auf Vertriebsthemen, Interimmandate und Projektmanagement spezialisiert. Schwerpunkt sind Vertriebs-Knowhow, Methodentransfer und Umsetzungsstärke. Best Practice Sales verbindet Erfahrung aus Top-Beratungsunternehmen mit eigener Praxiserfahrung aus Vertrieb und Unternehmensleitung. Typischerweise arbeitet Best Practice Sales nicht mit eigenen, großen Teams, sondern bildet Kundenmitarbeiter für die Projektarbeit aus und führt diese in kundeneigenen Teams. Dadurch kann nachhaltiger Umsetzungserfolg sichergestellt werden, bei zugleich moderaten Kosten.

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