Hoffnung ruht auf Stammzellanwendungen
sup.- Was im Volksmund als Rheuma bezeichnet wird, umfasst eine Vielzahl von Krankheitsbildern, deren Gemeinsamkeit eine Störung des Immunsystems ist. Körpereigene Zellen und Gewebe werden als Eindringlinge betrachtet und durch Antikörper bekämpft. Die Folge sind Entzündungsvorgänge, die bei den Betroffenen zu schweren Muskel-, Sehnen- oder Gelenkschmerzen sowie zu einer Schädigung des betroffenen Gewebes führen können. Auch auf die Haut, die inneren Organe und das Nervensystem können sich die zumeist schubweise auftretenden Entzündungsreaktionen auswirken. Sowohl Arthritis, also entzündliches Rheuma, als auch Arthrose, der degenerative Verschleiß von Knorpeln und Gelenken, gehören zu den zahlreichen Erscheinungsformen dieser Volkskrankheit. Zählt man weitere Krankheitsbilder wie z. B. Gicht oder Osteoporose hinzu, leiden allein in Deutschland rund 20 Mio. Menschen an rheumatischen Erkrankungen.
Viele dieser Betroffenen setzen ihre Hoffnung auf die medizinische Forschung und die Entwicklung neuer Therapie-Optionen. Denn bisher besteht die Behandlung zumeist in dem Versuch, akute entzündliche Prozesse zu stoppen und Schmerzen zu lindern. Ein maßgeblicher Beitrag zu künftigen Fortschritten bei der Rheuma-Therapie wird von der Stammzellforschung erwartet. So gehen Therapieansätze von der Vermutung aus, dass bei Rheuma-Patienten eine Funktionsstörung von Stammzellen vorliegt und dass neonatale Stammzellen hier regulierend wirken können. Diese wertvollen Stammzellen, die unmittelbar nach einer Entbindung aus der Nabelschnur entnommen und eingelagert werden, spielen in klinischen Studien zur Behandlung schwerer Fälle schon jetzt eine maßgebliche Rolle: Wenn das fehlgeleitete Immunsystem bei sehr schweren Formen des Rheumas durch eine Chemotherapie zerstört wird, muss es anschließend wieder neu aufgebaut werden. Eine Stammzelltransplantation ist dann entscheidend, um die Körperabwehr neu zu generieren. „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich nach Ausschaltung des fehlerhaften immunologischen Gedächtnisses ein gesundes neues Immunsystem entwickeln kann, genannt „Immunreset““, bestätigt der Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V. Bisher streben Ärzte den Neuaufbau des Immunsystems bei Patienten an, bei denen vorhergehende Therapien versagt haben. Nach weiteren klinischen Studien könnte der Immunreset auch für weitere Patienten mit Autoimmunerkrankungen interessant sein.
Die Stammzellen aus einer Nabelschnur sind für diese Aufgaben optimal geeignet, weil sie vital sowie unbelastet sind und das höchste Vermehrungs- und Spezialisierungspotenzial unter allen adulten (erwachsenen) Stammzellen haben. Die besten Chancen für eine erfolgreiche Therapie bestehen, wenn dafür eigene, z. B. bei der Geburt konservierte Nabelschnur-Stammzellen des Patienten zur Verfügung stehen. Abstoßungsprobleme mit Spenderzellen können so vermieden werden. Eltern, die ein individuelles Depot aus Nabelschnur-Stammzellen für ihr Neugeborenes anlegen lassen, schaffen deshalb eine wichtige Voraussetzung, damit das Kind möglicherweise von künftigen Innovationen der Stammzellforschung profitiert. „Ich würde jeder Familie empfehlen, sich zum Thema Einlagerung von Stammzellen aus der Nabelschnur zu informieren“, sagt Prof. Joanne Kurtzberg (Duke University Medical Center, Durham, England), eine Pionierin der Stammzellforschung: „Viele Erkrankungen im Laufe des Lebens des Kindes sind denkbar. Hier bieten Stammzellen ein hohes Potenzial.“
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