Von Wachstumschancen in Industrie und Handwerk

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Die fortschreitende Digitalisierung verhilft vielen Betrieben zu Wachstum. Doch auch profunde Handwerksbetriebe haben gute Wachstumschancen.

BildAls MutExpertin werde ich oft gefragt: „Welche Wachstumschancen sind heutzutage die profitabelsten?“ Darauf antworte ich am liebsten mit einer Gegenfrage: „Was wollen Sie denn mit dem Wachsen erreichen?“

Erst dann wird es nämlich interessant. Weswegen will ein Betrieb wachsen und womit? Mehr Geld verdienen ist ein verständliches Anliegen. Absichern des Betriebes durch Wachstum ebenso. Dann kommt schnell die Frage: „Haben nur Unternehmen mit höchster Digitalisierung im Service und bei Produkten Wachstumschancen? In vielen Branchen ist das eindeutig zu bejahen. Doch es existiert bekanntlich keine Regel ohne Ausnahme. Es muss auch nicht jeder Programmierer oder Krankenpfleger werden, um nur zwei Berufsgruppen mit besten Zukunftsaussichten zu nennen.

Ganz im Gegenteil. Wir hatten noch nie zuvor so große Chancen wie heute, den Beruf zu finden und auszuüben, der Geld und Erfüllung bringt.

Ein Beispiel dazu, stellvertretend für viel andere. Ein Endvierziger, nennen wir ihn Herr Schmidt, ist gelernter Schuhmacher. Oft wurde ihm bestätigt, wie einzigartig seine Schuhe im Design, in der Passform und auch von der Qualität des Materials und der Handarbeit wären. Die Leute in der kleinen Stadt kauften seine Schuhe gerne. Sein Lehrherr war stolz auf ihn. Natürlich kauften die Leute auch immer wieder einmal billige Schuhe aus den Kettenläden. Doch sie kamen gerne zurück in den Schuhmacherladen.

Trotzdem verkaufte der Besitzer im Zuge seiner Pensionierung das durchaus einträgliche Geschäft. Herrn Schmidt riet er eindringlich davon ab, es zu kaufen und weiter zu führen. Das Handwerk hat keine Zukunft, war er überzeugt.

Enttäuscht wandelte sich Herr Schmidt zum Verkäufer in einer großen Schuh-Handelskette. Schnell galt er als Topverkäufer. Bald war er Filialleiter. Die Schuhe, die er verkaufte, konnten sich durchaus sehen lassen. Sein Herz hing allerdings noch immer an den Handgenähten. Da musste er miterleben, dass die Filialen des Kettenladens immer mehr negative Zahlen schrieben und das Unternehmen schließlich Insolvenz anmelden musste.

Schlimmer hätte er es mit seiner Werkstätte auch nicht treffen können, war er jetzt überzeugt. Er nützte den Weckruf. Bedächtig wählte er Ort und Geschäftslokal aus und begann als selbständiger Schuhmachermeister zu arbeiten. Das Geschäft brummte bald. Und was noch wichtiger war: Er empfand so viel Freude wie in früheren Zeiten bei seiner Arbeit. Bald stellte er zwei tüchtige junge Schuhmacher ein. Gemeinsam machten sie ihre Kunden zu stolzen Besitzern einzigartiger Schuhe. Das spiegelte sich auch in den Bilanzen wieder. Bald kamen die Kunden auch von weit her. Jetzt überlegte der Schuhmachermeister, wie er die Zukunft weiter gestalten wollte. Er entschloss sich, die Werkstätte zu vergrößern. Eine schicke Homepage hatte er längst. So kamen die Kundinnen und Kunden bald auch aus der weiteren Umgebung. Sieben Schuhmacher waren mehr als ausgelastet.

Auch ein Kollege aus der früheren gemeinsamen Zeit als Verkäufer entdeckte ihn. Er arbeitet jetzt als Filialleiter in anderer Kette. Dort hatten sie ihr Führungsverhalten entscheidend verändert. Die Verkäuferinnen und Verkäufer hatten nun mehr Freiraum beim Gestalten ihrer Arbeitszeit. Die Filialen waren geräumiger und man hatte sich auf das gehobene Segment hin positioniert.

Herr Schmidt spürte ein kurzes Jucken in den Fingern. Sollte er nicht auch weiter vergrößern?
Wäre ein Filialsystem auch für ihn erstrebenswert? Nein, industriell gefertigte Ware wollte er nicht zusätzlich verkaufen. Sein Geschäft hatte Charme. So sollte es bleiben, beschloss er. Er kannte seine Kunden, hatte ein gutes Verhältnis zu jedem seiner Mitarbeiter und freute sich, dass nun auch eine junge Dame das Handwerk des Schuhmachers bei ihm erlernte. Doch eines war ihm klar: Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden, wenn man es gerne ausübt. Er würde sein Geschäft gut verkaufen können, sollte er einmal zu arbeiten aufhören. Doch daran wollte er noch lange nicht denken.

Wie schön, in einer Zeit zu leben, in der Menschen mit so unterschiedlichen Vorlieben die Wachstumschancen finden, die am besten zu Ihnen passen?

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