Der Ring ist tot – es lebe der Ring … (von Dieter Topp)
Zum allerletzten Mal stand in dieser Saison der Ringzyklus auf dem Programm der Wagner Tage in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Auch nach fast 10 Jahren hat die Tetralogie in der Béla Bartók Konzerthalle des Palast der Künste (MüPa)mit seiner hinreißenden Akustik nichts und überhaupt nichts an Aussage, Kraft, Schönheit und Genuss verloren. Dass jedem der vier Spielabende ein volles Haus mit internationalem Publikum die Hommage gab, war sicher nicht nur dem Abschied von einer liebgewonnenen Tradition geschuldet, vielmehr hatte sich ein ungewohnt junges Publikum eingefunden, um sich wieder dem Budapester Wagner-Erleben hinzugeben.
Exakt Mitte Juni war es dann soweit und Das Rheingold strahlte in all seinem akustischen (und auch optischen) Glanz. Bayreuth hat den Namen, Budapest zieht ein alternatives Publikum an. Vom japanischen Abend-Kimono bis zum Backpacker-Outfit, vom Jeanslook ganz zu schweigen, quer Beet und Nationen fanden sich ein weiteres Mal die Liebhaber Wagners sich ein,, um eine Ring-Alternative der besonderen Art zu genießen, die sich bei Insidern schon seit langem herumgesprochen hat.
Die Ungarn lieben ihre Künstler und in Budapest geht außerdem die ungarische Nationaloper mit dem einem fertig geschmiedeten zweiten Ring ins Rennen. Diese Inszenierung unterscheidet sich jedoch massiv vom Müpa-Ring. Beide muss man als Gesamtkunstwerk sehen, einmal vom Regisseur Géza M. Tóth (Animationsfilmstudio KEDD), der sich in Kooperation mit seinen Studenten der Hochschule für Schauspiel- und Filmkunst einem Computer basierten technischen Overkill in der Oper verpflichtet hat und und im Gegensatz dazu das musikalische Konzept eines Dirigenten Adam Fischer und dem semi-szenisch auf die Bühne gebrachten Wagner Großereignis, bei dem die musikalische Konzeption mit dem Bühnengeschehen zu einer Einheit verschmilzt.
Dazu gehören unbedingt das starke Schattentheater, überdimensionale Puppen (Corinna Crome), soghafte Videos und Videoanimationen (Momme Hinrichs/Torge Möller/fettFilm), ein pointiertes Lichtdesign (Andreas Güter) und ein modernes Bewegungsballett (Teresa Rotemberg – Rheingold/Walküre, Gabor Vida – Siegfried/Götterdämmerung), die allesamt unterstützend und in keiner Weise aufdringlich agieren. Set Designer Hartmut Schörghofer vereint unterschiedliche, moderne Stilmitteln, ohne modernistisch zu sein, creiert Multimedia-Märchenlandschaften von cineastischem Ausmaß.
Dies alles dient dem einem, dem Erzählen, dem Spannungsfeld musikalischer Dramaturgie eines Adam Fischer, der mit dem Ungarischen Radio Symphony Orchester einen jedes Mal aufs Neue jungen und spannenden Wagner erschafft.
Fischer’s Wagner-Musiktheater ist auf ein neues, junges Publikum gerichtet, auf die Generation Internet. Er möchte ihnen die Musik so nahe bringen, dass sie diese genießen, dass Wagner zu ihnen spricht. „Dazu müssen wir ein Medium finden, wodurch sie die Magie für sich entdecken können. … Wagner’s Musik spricht direkt zu ihnen … und ich weiß, es bedarf manchmal nur eines winzigen Experiments, um dahin zu gelangen und nicht mehr losgelassen zu werden“, so Adam Fischer zu seinem Konzept. Es möchte Opern-Vorstellungen schaffen, von denen man sicher sein kann, dass sie niemanden langweilen, denn Langeweile ist der Feind des Theater, so Fischer weiter. Unter seiner Melange aus Moderne und Tradition versteht der Maestro die Interpreten, die für letztere stehen, dann jedoch wieder mit modernem Schattentheater, Tanz, Video, Animation durchbrechen, um zu einer mutigen Vision mit neuer Relevanz gelangen. Wagner wäre sicher angetan von dieser unkonventionellen, kurzweilig visionären Tetralogie-Deutung, bei der seine philosophische Sicht via Text erhalten bleibt.
Die 2017 Gesangsbesetzung, so sei vorweg proklamiert, und darin scheinen sich die Kritiker mal ausnahmsweise einig, entspricht voll und ganz dem Anspruch der Veranstalter eines First-Class-Wagner-Weltfestival-Ereignisses. Lagen letztjährig die Sängerinnen noch im Vorteil, so holten diesjährig die Herren im Ringgeschehen massiv auf.
Da beweist Christian Franz als Loge bereits beim Vorspiel gekonnt etwas gefährlich Schillerndes, mit dem er (sehr lautstark) als Siegfried am zweiten Abend ein weiteres Mal das Auditorium gewinnt. Gerhard Siegels Mime schwingt sich an diesen beiden Abenden in die einsamen Höhen einzigartigen Wagnertenors auf, als gäbe es kein obere Ende auf der Skala brillanter Töne.
Der ungarische Publikumsliebling Péter Kálmán beweist als Alberich, dass er mehr als rollengerecht kann. Ihn an allen drei Abenden einzusetzen, ist ein Gewinn für beide. Die Würdigung des Publikum treibt ihn an zu zeigen, wie gut man eine Figur durchgehend stark gestalten kann.
Auch der Riese Fafner von Walter Fink fällt positiv auf, seinen Hunding, den man letztjährig zweifelsohne als Hörerlebnis titulieren musste, übernahm heuer Sebastian Pilgrim. Er schafft diesen Part und hinterlässt einen mindestens ebenso bleibend starken Eindruck, Gábor Bretz einen respektablen Fasolt. Oliver Zwarg hinterlässt als souverän textdeutender Gunther einen positiven Eindruck.
Christopher Ventris überzeugt als Siegmund, sein Tenor begeistert. Im Zusammenspiel mit Anja Kampe, der so starken Sopranistin voller Leidenschaft und darstellerisch glaubhaften Sieglinde, versetzen sie beide das Publikum in Rage. Kampe ist und bleibt wie in den Jahren zuvor mit passgenauer Tongebung gepaart mit einer akzentuierten Aussprache der umjubelte Publikumsliebling im Rheingold. Einzig James Rutherford als Wotan wirkt diesmal ein wenig zu selbstverständlich, die notwendige Frische verblasst im Ausdruck hinter der Routine an beiden Tagen. Für Daniel Brenna ist der Jung-Siegfried auch 2017 noch zu früh; er bleibt die notwendige Stimmpotenz schuldig, dem Hagen von Rúni Brattaberg fehlt es nicht mehr so stark an expressiven Ausdrucksmitteln.
In dieser Ausgabe paart sich Atala Schöcks Fricka achtenswerter Vokalausdruck angenehm mit einer stärkeren Darstellung als zuvor, Bernadett Fodor gewinnt mit einer präsenten Erda und Mária Celeng mit einem zarten Waldvogel, dazu Lilla Horti als dominante, fast schon hochdramatische Freia.
Homogen klingen die Rheintöchter (Eszter Wierdl/Woglinde, Gabriella Fodor/Wellgunde und Zsófia Kálnay /Flosshilde), harmonisch in den unterschiedlichen Stimmlagen die Walküren (Gertrud Wittinger/Helmwige, Eszter Wierdl/Gerhilde, Beatrix Fodor/Ortlinde, Gabriella Fodor/Waltraute, Eva Várhelyi/Siegrune, Zsófia Kálnay/Rossweiße, Erika Gál/Grimgerde und Annamária Kovács/Schwertleite) und aufhorchen lassen die Nornen (Erika Gal, Judit Németh und Polina Pasztircsák). Letztere zeichnet sich als Gutrune durch gezielt deklamatorisches Engagement aus. Bei ihr und Siegfried/Daniel Brenna stimmt die Chemie und es passt diesmal sehr gut. Einen bewegenden Eindruck hinterlässt die Waltraute von Anna Larsson, die diesem Part Qualität und Würde verleiht.
Prachtvoll souverän und über die Maßen hinreißend bewältigt Irene Theorin als Brünnhilde den gewaltigen Hattrick von Walküre, Siegfried und Götterdämmerung, als gäbe es keinen Ring mehr. Bei ihrem Schlussgesang in der Götterdämmerung gibt es beim Publikum kein Halten mehr, es bedankt sich mit nicht enden wollendem Klatschen, Pfeifen, Trampeln, gar Schreien. „Ich habe schon mehrfach die Brünnhilde gesungen, aber niemals zuvor an drei Abenden hintereinander. Es war schon eine gewaltige Herausforderung“, gesteht Iréne Theorin im anschließenden Gespräch. Und sollte ich das je wieder einmal wagen, dann jedoch nur mit einem Adam Fischer.“ Beide sinken sich glücklich in die Arme und jeder weiß, wie Fischer in seinem Dirigat alle Partner leitet, führt und auch auffängt, wenn einmal notwendig. Deshalb tragen ihn alle auf Händen und die ungeteilte Zuneigung seit Beginn der Wagner Tage des MüPa gilt ihm, Maestro Adam Fischer.
Der Ring ist tot, es lebe der Ring! Denn es gibt wieder einen Ring bei den Budapester Wagner Tagen. Nach Tristan und Isolde (Robert Dean Smith/Anja Kampe), Tannhäuser und dem Fliegenden Holländer in 2018, gilt nach der kleinen Interimspause zur Auffrischung und Überarbeitung der Ring ab 2019 wieder fest zugesagt.
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PPS-Promotion-Presse-Service berichtet seit 2005 über das Ballett der Staats- und Volksoper Wien, covert das Int. Istanbul Music Festival und die Istanbul Biennale sowie die Music Biennale Zagreb (seit 2007). Für 2008 sind das Int. Springfestival, das Herbstfestival und Fringe Festival Budapest, das Zemplén Festival im Länderdreieck Ungarn-Ukraine-Slowakei, sowie Wratislavia Cantans (PL) hinzugekommen. In 2008 wurde PPS eingeladen, für das Int. Theaterfestival Bukarest und Timisoara, sowie 2009 für das Underground Festival Arad, (RO), das Libertas Dubrovnik Summerfestival und ZFF Zurich Film Festival zu berichten. Hinzu kam eine jährliche Zusammenarbeit mit zuerich.com/Zürich Tourismus und Stadtmarketing in Zusammenarbeit mit a42. Agentur für Tourismusmarketing.
2010 berichteten wir erstmalig vom BITEI-Theaterfestival in Chisinau/Moldau unter dem Aspekt der Information über Ost-West-Theater in vorwiegend russisch sprechenden Ländern. 2011 ist das Internationale Theaterfestival Sibiu/Hermannstadt (RO) hinzugekommen; weiterhin berichtet PPS für die Philharmonie (Müpa) Palast der Künste, Budapest (HU). Anlässlich des 3. Int. Theaterfestivals Tbilisi (Tiflis, Georgien) und des 1. Festival of Puppet Theatre, Sachalin, Russland, waren wir 2011 alleinig als deutsche Pressevertreter eingeladen. 2012 wurde die Leitung von PPS als europäischer Beobachter, Berichterstatter und internationaler Juror zum 30. Fadjr Festival nach Teheran gebeten. Das Jahr endete mit der erfolgreichen PR-Kooperation für Janacek-Musikfestival, Brünn (CZ). Seit Anfang 2013 hat die Ungarische Staatsoper, Budapest, unsere Agentur zur regelmäßigen Berichterstattung gebeten. 2015 hat die Kooperation mit dem Staatlichen Akademietheater Opereta Kyiv , 2016 mit Int. Monodrama Festival Fujairah (UAE)und Int. Scientific Conference of The Academy of Arts, Kairo., TESZT Festival des ungarischen Theaters Timisoara (RO) und THESPIZ Monodramafestival, Kiel, Deutschland …
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