Scheitert Petra Kanias Heldin an der neu entdeckten Liebe zu einer Frau? Roman der Mönchengladbacher Autorin und Sozialpädagogin arbeitet schwieriges Thema auf
Eine verheiratete, nicht mehr ganz junge Frau verliebt sich plötzlich in eine Frau. Wie konnte das passieren? Wie soll sie damit umgehen? Wie wird es nun weitergehen? Einfühlsam, aber nicht rührselig beschreibt Petra Kania in “Johanna, alles hat seine Zeit …” das Ringen der Protagonistin um einen gangbaren Weg aus der Lebenskrise. Der Untertitel des im Herzsprung-Verlag (Lindau) erschienenen Romans lässt für Johanna Gutes erhoffen: “Eine Frau findet zu sich selbst.”
Ehe Johanna allerdings zu sich selbst findet, wird sie auf eine harte Probe gestellt. Alles beginnt damit, dass sie eines Tages der attraktiven Buchhändlerin Vera begegnet. Wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel trifft es die etwas biedere, kinderlose Johanna: Sie fühlt sich auf Anhieb zu Vera hingezogen.
Diese nie gekannten Gefühle für eine eben noch fremde Frau überfallen Johanna, ängstigen sie auf Anhieb mehr, als sie auch beglückend wirken. Was geschieht da mit ihr? Es dauert nicht lange, bis Johanna weiß oder zumindest ahnt, dass bald nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Vor allem nicht die nach außen intakte Ehe mit dem selbstgerechten Versicherungsmakler Martin, der seine Frau gerne gängelt (“Reiß dich mal zusammen!”) und vor anderen kritisiert (“Man muss dich kontrollieren wie ein Schulkind!”).
Die 1955 geborene Autorin Petra Kania (Mönchengladbach) ist Diplom-Sozialpädagogin und hat viele Jahre an einer Berufsschule gearbeitet. Die Titelheldin ihres Romans – Johanna wird am Ende eine Heldin sein! – verdient ebenfalls Geld durch eine Schultätigkeit. Dass ihr Buch autobiografische Züge trägt, liegt nahe. “Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich gerne hätten”, dieses Zitat, so Kania, habe den Anstoß für ihre Geschichte gegeben. Sie glaube jedoch, dass es nur wenige Menschen schafften, den eigenen Weg auch tatsächlich zu gehen: “Zu stark erscheinen mir doch die gesellschaftlichen Zwänge, Erwartungen, Vorurteile”. Aber: “Ich selbst habe mich dank einer Therapie teilweise davon lösen können.”
Wie Johanna mit all dem umgeht, was durch die Gefühle für Vera auf sie einstürmt, schildert Petra Kania sensibel und nachvollziehbar, mit der nötigen Nähe zu ihrer Hauptfigur, aber gleichzeitig mit etwas abgeklärter Distanz. Die schwere Depression, in die Johanna verfällt, wird ebenso wenig ausgespart wie eben der zähe Kampf gegen vermeintlich unumstößliche gesellschaftliche Werte und Regeln. Petra Kania verweist auf Männer und Frauen in ihrem Bekanntenkreis, “die sich geoutet haben, immer mehr junge Menschen übrigens. Das finde ich richtig und anerkennenswert”. Auch ihre Johanna sollte dieses Ziel trotz aller Widerstände erreichen, “auch im schon fortgeschrittenen Alter”, betont die Autorin, die sich bereits mit verschiedenen anderen Roman und Kinderbüchern (“Märchenhaftes”, “Geschichten von der bunten Kuh”) einen Namen gemacht.
Petra Kania:
Johanna, alles hat seine Zeit…
Eine Frau findet zu sich selbst
Taschenbuch, 270 Seiten
Herzsprung-Verlag, Lindau (Bodensee)
ISBN: 978-3-96074-003-2
Das Buch kann über den Verlag oder Amazon bezogen werden.
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