Bewerbung zur nächsten Kölner Schreibschule für Jugendliche bis zum 15. Januar 2017 möglich
Höhepunkt und Abschluss des 14. Jahrganges der Kölner Schreibschule für Jugendliche war die öffentliche Abschlusslesung, die diesmal den Titel: „Leseprobe 2016: so nah, so fern, so nah“ trug. „Dieses Motto charakterisiert geradezu den Verlauf unserer einjährigen Schreibschule“ sagte zu Beginn der Leiter der Schreibschule und Moderator des Abends, der Schriftsteller Patrick Findeis. Zwölf von insgesamt 15 Teilnehmer/-innen zwischen 15 und 20 Jahren, die sich übers Jahr an fünf Wochenenden getroffen hatten, um gemeinsam an ihren Texten zu feilen und miteinander darüber zu diskutieren, stellten an diesem Abend vor zirka 80 Zuhörern im Kölner Mediapark ihre literarischen Ergebnisse vor.
Zuvor hatte Prof. Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur, in seinem Grußwort noch einmal an den vor einem Jahr verstorbenen früheren Leiter der Schreibschule, den Regisseur und Schriftsteller Dieter Bongartz erinnert und dabei Bezug auf das Motto des Abends genommen: „Ein Jahr, das scheint fern und doch ist uns Dieter Bongartz heute Abend sehr nah. Es freut mich, dass wir das Projekt, das er und meine Kollegin Ursula Schröter vor 14 Jahren ins Leben gerufen haben, in seinem Andenken und Geist weiterführen können.“ Mit Patrick Findeis habe man, so fuhr Bögner fort, jemanden gefunden, „der auf ebenso sensible und kluge Weise jungen Nachwuchsautoren und -autorinnen die Lust am und die Lust aufs literarische Schreiben vermitteln kann“.
„Kunst ist wichtig in Zeiten wie diesen“ sagte Patrick Findeis in Anspielung auf die gegenwärtige politische Weltsituation, bevor er seine Schreibschüler vorstellte. Findeis lobte die Atmosphäre der Schreibschule, für die die SK Stiftung Kultur an den Wochenenden eine Büroetage zu Verfügung stellt, auf der sich die Schreibschüler genügend Raum und Zeit finden, um ihrer Kreativität freien Lauf lassen zu können: „Ein tolles Geschenk um Sprache und Thema zu finden.“ Der Respekt der TeilnehmerInnen untereinander, der Zusammenhalt, die Freundschaft hätten ihn auch in diesem Jahr wieder beeindruckt.
An Themen mangelte es diesem Jahrgang in der Tat nicht, wovon sich die Zuhörer bei den sich nun anschließenden Vorträgen der Schüler/-innen überzeugen konnten. Das Spektrum der Geschichten reichte von Aliens und Auftragskillern über jenseitssehnsüchtige Frauen und vorpubertäre Neonazis bis hin zu „ganz normalen Menschen“.
Die 18jährige Isabelle Mollen schilderte in „Vorher“ wie eine junge Frau die Stunden vor dem Treffen mit ihrem Geliebten durchlebt. „Isabelle lässt ihre Figuren mit wenigen Worten plastisch“ werden lobte Findeis das besondere Talent seiner Schülerin, die zum ersten Mal an der Schreibschule teilgenommen hatte. Carl Strunz, 16 Jahre, ebenso wie Isabelle Neuling in der Schreibschule, stellte seinen unbetitelten Text vor, in dem Musik nicht nur inhaltlich eine wichtige Rolle spielt. Dieser Text stach auch durch die besondere Fähigkeit des Autors hervor, den Sätzen einen musikalischen Rhythmus zu geben: „Der beruhigende Klang einer Akustikgitarre zieht durch die Luft. Eine unfassbar schöne Stimme setzt ein und in Sekundenschnelle besetzt Gänsehaut meinen Körper. Ich wüsste nicht wann ich das letzte Mal solch eine wunderschöne Musik gehört habe.“
Julie Serrette ist mit 15 Jahren die jüngste Teilnehmerin in der Schreibschule und überzeugte das Publikum in „New Year“ mit einem düsteren Monolog aus der Perspektive eines jungen Mannes. Dieser wird von Verlustängsten und Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber seinem „Traummann mit Sixpack“ geplagt, die ihn zu Suizidgedanken führen.
Ilaria Appel, 16 Jahre entführte die Zuhörer mit ihrer Erzählung „Das blaue Zimmer“, aus der sie einen Auszug vorlas, in eine schwebende Welt: „Die erste Geschichte, die er mir erzählte, handelte von einem Schiffsmann. Einem Schiffsmann, der auf der See lebte und im Sommer anfing alles in blau zu sehen. Die See war blau, der Himmel war blau und plötzlich fingen auch seine Möbel an, alles um ihn herum, blau zu werden. So beschloss er, sich zu betrinken und hoffte, er würde den Gegenständen dadurch eine andere Farbe verleihen.“
Ann-Katrin Schäfer 17 Jahre habe ein Talent „für eine Sprache, hinter der sich Abgründe auftun“ sagte Patrick Findeis. Bisher habe sich Ann-Katrin insbesondere durch das Verfassen von Märchen in der Schreibschule hervorgetan, heute las sie aber einen anderen Text: „Spuren“ schildert aus der Sicht eines mysteriösen Beobachters die Begegnung mehrerer Geschwister am Krankenbett ihrer alten Mutter, die im Koma liegt.
Judith Adams (17) hat ihre Erzählung „Ein Gespräch mit Gott“ ihrem Großvater gewidmet. Ein über achtzig Jahre alter demenzkranker Mann trifft in einem Park einen zirka 60jährigen Althippie im Pink-Floyd-T-Shirt, der behauptet, Gott zu sein.
Luca Marie Hubrig (17) präsentiert mit „Rote Fäden“ eine geradezu surrealistische Fantasy-Geschichte in der Ich-Form: „Die roten Lichter explodieren hinter meiner Stirn und urplötzlich werde ich aus meinem Körper herausgeschleudert. Ich will schreien, aber es kommt kein Ton über meine Lippen. Ich werde hoch in die Luft gewirbelt und dann ist es, als würde die Welt aufhören sich zu drehen. […] Ich blicke mich um und sehe, dass ich mich nicht mehr auf der Straße befinde. Ich stehe auf einem Dach.“
Luzie von Kirschbaum (18) schilderte in „Zeppelin“ die zufällige Begegnung einer jungen Frau mit ihrem Vater, der die Familie verlassen hatte, als sie noch ein kleines Kind war. Vor der Kulisse New Yorks wird mehr und mehr die Entfremdung der jungen Frau von ihrem einstmals geliebten Vaterdeutlich.
Humor mit Ernsthaftigkeit verbinden sich in dem noch unvollendeten Text „Klein-Heinrich“ von Orlando Lenzen, der diesen Dank seines schauspielerischen Talentes gekonnt vortrug. Die Besonderheit ist, dass der Verfasser hier eine „Entscheidungs-Geschichte“ angelegt hat, innerhalb dessen der Leser respektive Zuhörer zwischen unterschiedlichen Fortführungen der Erzählung auswählen kann. Protagonist ist der wissensdurstige sechsjährige Heinrich, der von zuhause ausbüxt, nachdem seine drogenabhängige Mutter im Rausch wegetreten ist. Draußen lauern gute und schlechte Erfahrungen, je nachdem für welchen Weg man sich entscheidet.
Kiki Neugebauer, die in diesem Jahr bereits zum dritten und damit zum letzten Mal an der Schreibschule teilgenommen hatte, las einen Auszug aus einer Sience-Fiction-Kurzgeschichte. Kiki Neugebauer zeichnet hier, wie auch in ihrem Romanfragment, das sie im letzten Jahr vorgestellt hatte, eine ferne Zukunft, in der es nicht mehr nur alleine um den Weltfrieden geht, sondern um den Frieden und Zusammenhalt innerhalb des gesamten Universums, in dem unsere Welt nur einer von zahlreichen belebten Planeten ist.
Die Lesung endete mit einem eher experimentellen Text von Daniel Paul Quaintrell (20), der die Schreibschule nach vier Jahren jetzt verlässt. In „A und Z“ werden die Wörter aus einem Wörterbuch zu den Protagonisten: „Eines Tages fand sich „Aal, der‘ am anderen Ende des Wörterbuchs wieder. […] Doch eines brachte ihn fast um: weit und breit gab es kein Wort, das mit „A‘ anfing. Bis „Aal, der‘ irgendwann auf den Heiligen Zyprian stieß. Dieses schlaue Wort für „Heiliger‘ beinhaltete zumindest ein „A‘. Doch „Zyprian, der‘ hielt sich für etwas Besseres. Er wollte nicht mit „Aal, der‘ befreundet sein.“
Auch im kommenden Jahr findet wieder eine Kölner Schreibschule für Jugendliche statt. Junge Menschen zwischen 15 und 20 Jahren mit Lust am Schreiben können sich bis zum 15. Januar 2017 mit einem selbst verfassten Text von einer bis zu drei Seiten Länge sowie einem Lebenslauf per E-Mail an schroeter@sk-kultur.de bewerben. Die Teilnahmegebühr beträgt 125 EUR. Weitere Informationen und Rückfragen unter Tel.: 0221 888 95 109.
www.sk-kultur.de/schreibschule
Die SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn mit Sitz im Kölner MediaPark widmet sich schwerpunktmäßig der künstlerischen Photographie, dem Tanz, Film und Theater, der Kölschen Sprache, sowie der Vermittlung von Literatur und Medienkunst an Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche ohne Druck zum Lesen zu motivieren, sie an Literatur heranzuführen und sie auch selbst zum Schreiben zu ermutigen, darum geht es bei der Literatur- und Leseförderung.
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