Michael Mauersberger, Best Western Premier IB Hotel Friedberger Warte, über neue Vermarktungskonzepte in der Hotellerie
Interview mit Michael Mauersberger, Hoteldirektor Best Western Premier IB Hotel Friedberger Warte über neue Vermarktungskonzepte in der Hotellerie
1. Welche Vermarktungsideen und Konzepte müssen Hotels heute und in der Zukunft bieten?
Es gibt viele spezialisierte Hotels: Ferienhotels für Kinder, Wellnesshotels, Businesshotels mit wenig oder gar keinem Restaurantangebot, dafür auch mit kleinen Zimmern und kleinem Preis.
Diversifikation ist unsere Strategie, wir stellen uns breit auf, um z.B. auch für kommende Krisen gerüstet zu sein. Das Hotelangebot muss dabei modern und ansprechend sein, es ist für jeden Gasttypen etwas dabei. Die Gäste, die Service und Geselligkeit schätzen, erwartet ein breites Angebot, wie unser Bar-Restaurant-Lobby Bereich, ein Wohnzimmer mit Front-Cooking. Gäste, die wenig Kontakt haben wollen, schätzen unseren digitalen Check in und Check out sowie den Room Service, sie können ihre Lieblingsinhalte vom Smartphone auf die Zimmer-TVs streamen, was unsere Glasfaseranbindung möglich macht.
Außerdem haben wir die Corona-Zeit genutzt, um neue Konzepte zu erstellen, zum Beispiel sind wir seit einem Jahr erfolgreicher Caterer für Kindergartenessen, ebenso planen wir einige Seniorenzimmer einzurichten, die als dauerhafter Wohnsitz für Gäste vorgesehen sind, die nicht in ein Seniorenwohnheim gehen wollen.
2. Luxus wird von Hotelgästen immer wieder neu verstanden. Welchen Luxus müssen 4- Sterne-Hotels in Zukunft bieten?
Was Luxus ist, definieren ja die Gäste auch. Der Bedarf ist unterschiedlich und ändert sich auch immer wieder. Technik ist genauso gefragt wie guter Service. Auch wenn wir mehr und mehr digitalisieren; ich höre immer wieder von Gästen wie unzufrieden sie mit dem Personal mancherorts sind. Und dann bin ich froh, dass gerade unser Personal und Service mit ein Aushängeschild unseres Hotels sind.
3. Soll das Hotel der Zukunft Arbeitsort und Rückzugsort sein?
Ja beides. Treffpunkte in der Lobby sind z.B. schon lange Trend. Genauso wie kleine Ruheinseln, schallabsorbierende Ohrensessel, in denen man ungestört lesen oder telefonieren kann. Die Arbeitswelt hat sich verändert, viel lässt sich mobil und ortsunabhängig klären. Homeoffice oder Hotellobby, zu Hause oder Hotelzimmer. Als Hotel sind wir das Pendant zum Heim, idealerweise gibt es hier mehr Luxus, gleichzeitig fühlt man sich genauso wohl.
4. Welche Rolle spielt die Markenhotellerie?
Eine große Rolle, denn sie dominiert den Markt. Zukünftig gehört man zu einer Hotelmarke oder ist ein starkes Individualhotel.
5. Was halten Sie von Themenhotels? Zum Beispiel Hotels zur Unterhaltung oder Bio-Hotels?
Die finde ich gut und die haben ihre Berechtigung erfolgreich zu sein. Wer ein „Extrem“ sucht, seine Wünsche dort erfüllt sieht, kann bei den spezialisierten Hotels sein Glück finden. Im übrigen finde ich Biohotels auch sehr gut und würde dort auch selbst buchen. Selbst bieten wir im Hotel das eine oder andere Bioprodukt an oder Produkte aus der Region. Bei unseren Eiern zum Beispiel haben wir schon vor vielen Jahren umgestellt auf Bio und achten darauf, dass keine Küken sterben müssen.
6. Welche Themen bieten das Best Western Premier IB Hotel für seine Gäste?
Wir sind ein Hotel für Geschäftsreisende und Tagungsgäste, gleichzeitig kommen auch Sportgruppen gern zu uns wie auch Wochenendtouristen. Als ich unser Hotel 2009 noch aus der Gastperspektive kennenlernte fiel mir auf, dass sich der Student mit Sandalen und kurzer Hose genauso wie ein Topmanager im teuren Anzug gleichermaßen wohl fühlen. Ich kenne Hotels, da wäre das nicht so, da würde es eine Zielgruppe geben, die sich fehl am Platz fühlen würde. Uns ist wichtig, dass der Gast mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund steht, dass die Kinder beschäftigt sind (mit Spielsachen in unserer Spielecke), die kulinarische Versorgung qualitativ und in der Auswahl sehr gut sind, es einen Relax-Bereich gibt (SPA und Fitness) und darüber hinaus im Zimmer alles vorhanden ist, wie man es haben möchte. Dort sind die Schlafqualität, gutes W-Lan und Entertainment und dass unsere Gäste ihre Smartphones mit dem TV verbinden können wichtige Elemente.
7. Nischenmärkte sind auch für Hotels Zukunftsmärkte. Welche Nische müssten Hotels heute entwickeln? Und Ihr Hotel?
Da gebe ich Ihnen recht, damit kann man sich im Markt abheben. Unsere Strategie ist anders, wir bedienen keine Nische sondern stellen uns breit auf, dadurch können wir auch ohne expandieren zu müssen Synergieeffekte erzielen und stehen auf mehreren Standbeinen, was uns sicherer durch jede kommende Krise führen wird.
8. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit dabei?
Ein wichtiges Thema…, wir beginnen gerade einen Zertifizierungsprozess und optimieren in dem Bereich fortlaufend. Für unsere Mutter, der IB / Internationaler Bund ist das Thema auch Chefsache und hier wird in den kommenden Jahren noch viel passieren, um unsere Ressourcen zu schonen.
9. Stichwort: Medical Wellness. Was halten Sie davon? Und wie würden Sie den Wellnessbereich im Hotel gestalten?
Unser SPA Bereich ist erst vor wenigen Jahren komplett neu gestaltet worden. 2 Saunen, eine Infrarotkabine, Eisbrunnen, Kneippbecken, Erlebnisduschen und eine Ruhezone mit Kamin sorgen für Entspannung, die sehr gut bei unseren Gästen ankommt. Wer sich eine Massage oder medizinische Behandlung gönnen möchte, kann diese schnell und unkompliziert buchen und bekommen dann ein mobiles Angebot; es kommen dann Profis ins Haus in den extra angelegten Behandlungsraum im SPA Bereich. Für alle Sportbegeisterten stehen neueste Geräte in unserem Fitnessraum zur Verfügung. Dort kann man z.B. Fahrrad fahren und denkt, man ist auf einem Fahrradweg am Meer unterwegs…
10. Was halten Sie von inspirierenden Räumen im Hotel?
Es muss zum Gesamtkonzept passen. Wir werden in den nächsten Jahren ein neues Zimmer-Konzept entwickeln und sukzessive umsetzen.
11. Und das Thema Genuss im Hotel?
Durch unsere verschiedenen Restaurants bieten wir für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack etwas passendes an. Weil wir nachhaltiger sein wollen, Ressourcen schonen und auch aufgrund gestiegener Kosten werden wir zukünftig nicht mehr 3 Restaurants täglich öffnen, aber weiterhin mit 2 verschiedenen Angeboten aufwarten. Wichtig ist, dass unsere Gäste qualitativ sehr gut versorgt werden und das entsprechende Angebot im Haus vorfinden.
12. Kein Hotel ohne Digitalisierung. Wie sollten sich Hotels hier aufstellen?
Man sollte im Hotel das vorfinden, was sich Gäste in der Regel auch zu Hause wünschen und anschaffen. Neben schnellem W-Lan sollte eine Vernetzung möglich sein und der digitale Check in / out ist ein must have. Es gibt so viele Möglichkeiten im Gast und Produktionsbereich, gleich wie und wo, es muss ein Bedarf geben und Sinn ergeben. Ich bin der Meinung, dass wir da schon sehr gut aufgestellt sind und auch im Hintergrund mit Cloud, elektronischer Rechnungserfassung, einer hervorragenden Mitarbeiterkommunikationssoftware uvm. schon viel erreicht haben.
13. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Hotels?
Viele nette und begeisterte Gäste, zufriedene Mitarbeiter und auf dass wir nie stehen bleiben und weiterhin offen für Ideen sind!
Das Gespräch führte Jane Uhlig.
JANE UHLIG ist Medien- und Pressebüro für Berichterstattung und bietet aktuelle Nachrichten über Events, Prominente und Lifestyle-Themen.
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