Immer mehr Hongkonger scheinen vegane Alternativen tierischen Produkten vorzuziehen. Von diesem Trend profitieren immer mehr vegetarische, vegane sowie Bio-Restaurants in der Metropole.
In den belebten Geschäftsstraßen in und um das Viertel Central auf Hong Kong Island warten jeden Tag Büroangestellte und Ladenbesucher auf die Zubereitung ihres Mittagessens: gesunde Salate, kaltgepresste Säfte, Rohkost und veganer Kaffee. „Ecopreneur“ Bobsy Gaia spricht hier nicht von einem Trend, sondern einer Bewegung.
Der in Beirut geborene Unternehmer kam vor 23 Jahren über Bangkok nach Hongkong, um sein damals noch junges, umweltfreundliches Bekleidungsunternehmen in die Stadt zu verlagern, in der er das größte Potenzial sah. Zusammen mit verschiedenen sozialen Unternehmen, die er im Laufe der Jahre geführt hatte, leitete Gaia auch Bildungskampagnen zum Thema Umweltschutz und ökologisch nachhaltige Lebensmittel. Darunter war die 2009 erfolgreich geführte pro-vegetarische Kampagne „Save the Human!“. Gaias persönliche Entscheidung für einen vegetarischen Lebensstil sei „über Nacht“ gekommen, erklärt er, nachdem er erfahren hatte, dass die Fleisch- und Milchindustrie zusammen die weltweit größten Umweltverschmutzer seien.
Sein erstes Bio-Restaurant in Hongkong eröffnete Gaia 1997, was zur Bildung der Biomarke „MANA!“ führte, die mittlerweile drei Verkaufsstellen in Hongkong hat. Eine vierte ist im Laufe des Jahres geplant. „MANA! Fast Slow Food“ in Central und „MANA! Café“ in Sheung Wan sind Restaurants, die vegane Speisen und Kaffee anbieten, „MANA Xpress“ (früher „Mana! Raw“) hat vergangenen Monat als Grab-and-Go-Restaurant eröffnet.
Vom Produkt-Sourcing bis hin zu kompostierbarer Verpackung seien alle Bereiche des Unternehmens „grün“. Alle seine Outlets würden als Zero-Food-Waste-Einrichtungen geführt, die die Essensreste als Kompost an landwirtschaftliche Betriebe in Hongkong geben. „MANA!s“ Philosophie sei der Respekt gegenüber der Umwelt, erklärt Gaia den Gebrauch von wiederverwertbaren Materialien, energiesparenden Leuchten und wassersparenden Toiletten. Es gebe auch einen Wasserbrunnen für Kunden, die ihre mitgebrachten Trinkflaschen auffüllen können. Wasser wird dort aus ökologischen Prinzipien nicht verkauft.
Gaia zufolge sei Hongkong schon lange für den Hype der Bio-Lebensmittel, der die Stadt nun erfasse, bereitgewesen. Der Unterschied sei nur der, dass Unternehmen nun endlich die Möglichkeiten erkennen würden, die die Metropole biete.
„Jedes Jahr werden große Wellness-Messen im Hong Kong Convention and Exhibition Centre (HKCEC) in Hongkong veranstaltet. Etwa die „Natural & Organic Products Asia“, die „LOHAS Expo“ und die „Vegetarian Food Asia“ bringen Menschen aus aller Welt zusammen, die dann sehen, wie erfolgreich das Geschäft hier läuft“, erzählt Gaia.
Als einer der Vorreiter begrüßt Gaia den aufkommenden Wettbewerb. „Es ist wirklich eine gute Sache und bedeutet, dass die Menschen auf das hören, was wir schon seit 23 Jahren praktizieren und kommunizieren“, so Gaia.
Die Bewegung solle, mit Hongkong als idealem Sprungbrett für alle Arten von Eco-Unternehmen, exponentiell wachsen, wünscht sich Gaia. „Hongkong war schon immer ein toller Platz für Unternehmer. Deshalb bin ich auch vor 23 Jahren hierhergezogen. Die Infrastruktur, die niedrigen Steuern und eine wohlhabende Bevölkerung zusammen bieten eine solide Grundlage für Start-ups. Außerdem ist Hongkong eine sehr sichere Stadt. Das Wunderbare am Leben in Hongkong ist die Ausgeglichenheit, die man dort erlangen kann.“
Die in Australien geborene „gesunde Küchenchefin“ Priscilla Soligo fand in Hongkong ebenfalls den passenden Ort, um ihre Leidenschaft auszuleben. Nachdem sie im Jahr 2006 nach Hongkong umsiedelte und ihrer Schwester Rachel Whitfield folgte, die dort bereits zwei Jahre zuvor Fuß gefasst hatte, eröffnete sie dort 2008 ihr erstes Unternehmen: „Rawthentic Food“. In ihrem Geschäft, das laut Soligo über Nacht zum Erfolg wurde, konnte die Unternehmerin kaum mit der Nachfrage nach ihren praxisbezogenen Workshops mithalten. Dort informiert sie private Kunden und Unternehmen über die gesundheitlichen Vorteile veganer Lebensmittel, die noch „ihre natürliche Farbe und natürlichen Geschmack besitzen und gut für Körper und Seele sind“.
Mit „Raiz the Bar“ wagte sich Soligo zusammen mit ihrer Schwester als Geschäftspartnerin und Co-Direktorin auch in die Schokoladenherstellung und produziert seitdem kleine Chargen handgefertigter Bio-Schokoladentafeln aus ethisch unbedenklicher Herkunft, die kaltverarbeitet hergestellt werden. Die Marke wird mittlerweile von 37 Händlern und online verkauft sowie als Kuvertüre an verschiedene Fünf-Sterne-Hotels geliefert, deren hauseigene Chefkochs sie für eigene Kreationen benutzen.
„Anstatt fertige Schokoladenmasse zu bestellen und diese dann zu schmelzen oder behandeltes Kakaopulver zu verwenden, möchten wir unsere Schokolade so natürlich wie möglich halten“, so Soligo. „Aus diesem Grund stellen wir unsere Schokolade von Anfang an selbst her. Das erfordert zwar deutlich mehr Produktionsschritte, einiges mehr an Zeit, besonderes Equipment und ganz viel Liebe, aber man kann den Unterschied schmecken, riechen und fühlen.“
Als Soligo ihr Unternehmen um die Schokoladenproduktion erweiterte, testete sie ihr Produkt zunächst auf lokalen Märkten, bevor sie die Serienproduktion im letzten Jahr begann und dafür acht Mitarbeiter einstellte. Als qualifizierte Gourmet-Köchin mit internationaler Erfahrung ist Soligo eine leidenschaftliche Verfechterin von naturbelassener und Rohkost-Ernährung bei der Heilung, Stärkung und Reinigung des Körpers. „Ich liebe die Energie, Vitalität und Reinheit, die einem diese Lebensmittel geben“, so die passionierte Vegetariern. Besonders in den vergangenen fünf Jahren sei in Hongkong das Bewusstsein für einen vegetarischen Lebensstil förmlich explodiert, so Soligo.
„Es ist spannend, all die neuen Unternehmen entstehen zu sehen. Die Menschen werden sich einfach bewusst, was sie essen und das wiederum erzeugt Bewusstsein.“ Soligo findet, dass sie genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um ihr Unternehmen zu gründen: als die Greener-Eating-Bewegung in Hongkong aufkam. Die heißen und feuchten Sommer seien zwar eine Herausforderung für die Schokoladenherstellung, das „Raiz the Bar“-Team habe diese Hürde jedoch überstanden und erreiche jedes Mal die richtige Temperatur.
„Hongkong ist auch ein perfekter Ort für „Foodpreneurs“, was man sehr schnell daran merkt, ob das Produkt gut angenommen wird oder nicht“, erzählt Soligo. „Das Feedback zu Hongkongs erster lokal produzierter organischer „Bean-to-Bar“-Schokolade war so positiv, dass wir kontinuierlich wachsen und nun auch ins Ausland exportieren möchten.“
Auch bereits etablierte Unternehmen und lokale Vorreiter der Raw-Food-Bewegung begrüßen den wachsenden Trend einer gesunden Ernährung. Dr. Simon Chau gründete vor 20 Jahren die Hong Kong Vegetarian Society und eröffnete im November 2013 das „GreenWoods Raw Café“ in Tsim Sha Tsui als erstes Restaurant in Hongkong, das ausschließlich Rohkost anbietet.
Dr. Chau führt sein Café als gemeinnützige Einrichtung, um Hongkongern eine Möglichkeit zu geben, Rohkost auszuprobieren und dadurch mit einer gesünderen Ernährung zu beginnen. „Die Essensgewohnheiten der Hongkonger zu verändern, könnte mein größter Beitrag für Hongkong sein. Und die Essenskultur in China zu verändern, könnte der größte Beitrag für unser Land sein.“
Über:
Hong Kong Trade Development Council
Frau Christiane Koesling
Kreuzerhohl 5-7
60439 Frankfurt
Deutschland
fon ..: +49-69-95 77 20
web ..: http://www.hktdc.com
email : Christiane.Koesling@hktdc.org
Das 1966 gegründete Hong Kong Trade Development Council (HKTDC) ist eine halbstaatliche Non-Profit-Organisation zur Förderung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen Hongkongs und verfügt über ein weltweites Netz von über 40 Niederlassungen. In Frankfurt ist das HKTDC seit über 40 Jahren ansässig, seit 2008 mit dem Regionalbüro für Europa.
Pressekontakt:
Hong Kong Trade Development Council
Frau Christiane Koesling
Kreuzerhohl 5-7
60439 Frankfurt
fon ..: +49-69-95 77 20
web ..: http://www.hktdc.com
email : Christiane.Koesling@hktdc.org